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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Bredt, Ernst Wilhelm: Welche Künstler belehrt "man"?
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0286

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266

INNEN-DEKORATION

was man liebt, wünscht, gewohnt ist oder haßt. —
Die höchsten Vertreter beider Künste geben aus tiefster
Erkenntnis, aber der Nährboden der Intuition ist bei dem
einen ein ganz anderer, als beim andern. — Das Gesichts-
feld des Meisters der angewandten Kunst ist die Welt,
die Literatur, die Gewohnheit, das Behagen, das Ver-
langen, das Theater, die Alltäglichkeit und Feierlichkeit
die »man« liebt. Der freie Künstler mag all diesen Dingen
fernstehen, mag ein Sonderling sein und kann doch höch-
stes leisten. Die größten Meister der angewandten Kunst,
die erfolgreichsten, im wirtschaftlichen wie im historischen
Sinne, waren dagegen Männer von Welt. Die Welt, in
der man sich langweilt, macht der rechte Meister an-
gewandter Kunst zu einer Welt, in der jede Form das
geistreiche Widerspiel der Menschen, ihrer Anschauungen,
Hoffnungen, Spielereien.

Wenn sonst für alle »los vom man« den Ruf zum
persönlichen Behagen und Gelten bedeutet — der Kunst-
gewerbler und Architekt darf ihm nicht Gehör schenken.
Wer rastlos strebend sich bemüht, der Meister der an-
gewandten Kunst seiner Zeit zu werden, fühlt in sich die
Aufgabe, die Welt in der man lebt und schafft, unsterb-
lich zu idealisieren..........................

Die Apotheose der allzusterblichen Welt des kleinen
»man« vollzieht sich in den Formenschöpfungen des
großen Kunstgewerblers und Architekten von Gottes

Gnaden. Diese Künstler belehrt »man«...... bredt.

*

Kunst, als rein persönliches, innerliches Gnadenerleb-
nis betrachtet, bedarf, um sich mitzuteilen, der Form.
In der Welt der Form wird sie zum schöpferischen Werk.
Das Wesen der Kunstform ist vorwiegend untypisch. Je
mehr typische Elemente ein künstlerisches Formgebilde
enthält, desto mehr nähert es sich dem gewerblichen Er-
zeugnis. — Der Widerstand, den der Stoff der Form-
werdung entgegenstellt, wird überwunden, durch die über-
ragende Gewalt und Nachhaltigkeit des ursprünglichen
Erlebens und Könnens. — Der Charakter des Werkes
wird bestimmt durch die Anteile, welche das ursprüng-
liche innere Erlebnis und das Können an ihm haben. —
Unmittelbar lehr- und lernbar ist nur das Können —

Kunst selbst bleibt Gnadenerlaß......alfred roller.

#

T~"\as Größte wird auch der schöpferische Künstler nicht
als ein Geschenk des Augenblicks empfangen, son-
dern in zähem Ringen mit sich selbst erarbeiten. . . k. w.

ARCH, KARL PULLICH—STUTTOART. KLEINE DIELE. WAND; STOFFBESPANNUNG, HOLZWERK; EICHENHOLZ
 
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