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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Ulmer, Karl: Die Kunst nach dem Kriege
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Thoma, Hans: Das Spiel des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0297

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INNEN-DEKORATION

277

dekoration am honved-min1stekium

entwurf: architekt karoly kos

licher Entschlüsse und die Befähigung zum Handeln und
Dulden, — alles, was unser Volk jetzt täglich und
stündlich durchmacht, wird ein neues Geschlecht auf-
rechter, ungebrochener Menschen erzeugen, ein Ge-
schlecht das fähig ist, starke, einfache und große Formen
zu bilden, die aus seinem Geiste hervorgegangen sind.
— Die nationale Kunst wird erstehen. Im Bewußtsein
und dem Gefühl der großen Dinge, welche das deutsche
Volk geleistet hat, wird es seinen Kindern eine neue Bahn
weisen. Die Kraft, die fähig ist, eine neue Welt zu
scharfen, wird darüber hinauswachsen und eine Welt
schaffen, die frei ist von allen fremden Gedanken, alles
aus sich selber zieht und nur als Führer die eigenen Sinne
und das eigene Herz hat. Große, wahre und einfache
Gebilde werden entstehen, die frei sind von jeder Über-
reizung, und die allein in den nationalen Trieben wurzeln.

* karl ulmer.

DAS SPIEL DES KÜNSTLERS, so sehr dem Traum-
leben verwandt, scheint uns auf einmal einen Blick
zu eröffnen in die geheimnisvollen Tiefen, in denen unser
Dasein wurzelt. Wir ahnen dann vor den Werken der
Kunst, daß hinter dem heiteren Kinderspiel ein tiefer Ernst
steckt — und daß das, was Willkür schien, aus folge-
richtiger Notwendigkeit hervorgeht — und wir empfinden
diese notwendige Folge zumeist als Harmonie, als die
Einheitlichkeit, die aller guten Kunst eigen ist. Wir fangen
an zu glauben, daß da etwas von dem, was uns allen
gemeinsam ist, etwas aus dem dunklen Grunde unseres
Seins offenbar werden könnte. Freilich werden wir ja

dadurch immer nur zum Ahnen kommen — aber wir
sollen dies Ahnen nicht verachten, ist es doch der lieb-
liche Vorbote des Glaubens, der ja ebenso aus der Ge-
meinsamkeit unseres Gefühlslebens seinen Ursprung hat.
Aus dieser Gemeinschaft des Gefühlslebens entsprungen,
erhaben über alle egoistigen Bestrebungen, die der Tag,
das Leben notwendig mit sich bringen, die entzweien und
zum Kampfe führen, stellt die Kunst einen schönen Frieden,
eine Harmonie her. Wir können durch sie erhoben sein
in eine Region über allem Lieben und Hassen. — Ein
Hauch der Versöhnung begleitet sie, und was der Wille
heftig fordert und erkämpft im Leben, das schweigt vor
ihr, vor ihrem stillen Schauen, vor ihrem stillen Lauschen.
Wir werden dem ähnlich, was man sich unter Göttern
denkt — die Ruhe kommt, die alle Angst des klopfenden
Herzens verscheucht — die große Gelassenheit. Ja, wenn
sich die Kunst so recht in ihrer Erhabenheit würde zeigen
können, so wäre der Friede auf der Welt hergestellt, aber
sie ist ja auch nur menschlich, Schwächen mischen sich ein,
Verzeichnungen und dergleichen mehr.

Aber auch mit der kleinen Abschlagszahlung, die die
Kunst uns bietet zu einer Erhebung in reinere Höhen,
in friedlichere Tiefen, dürfen wir zufrieden sein — und
so begrüßen wir sie gern, wo sie uns nur etwas von
ihrer Hoheit offenbart.

Die Kunst steht über den Gegensätzen, welche der
Kampf ums Dasein geschaffen hat — ein friedliches Ele-
ment — und so lieben wir das kindliche Spiel, aus dem
sie hervorwächst!.................hans thoma.
 
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