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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Klausner, Siegfried: Das Herrenhaus v. Koerner in Mauer bei Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0328

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306

INNEN-DEKORATION

Goerke hat der Halle, die eigentlich aus
zwei Teilen besteht — sie hat noch eine ge-
räumige Kaminnische — durch das dunkel ge-
tönte Eichenholz der Wände, die durch Eichen-
pfeiler geteilt werden, das dunkle Balkensims
der Decke und den rotbraunen Velour, der
den Boden bedeckt, einen sehr stimmungs-
vollen Hintergrund gegeben. Die Kamin-
nische mit ihren behaglichen grünen Sitz-
möbeln und den wirkungsvoll verteilten Be-
leuchtungskörpern muß im Winter eine über-
aus behagliche Ecke bilden.

Von der Halle gelangt man ins Herren-
zimmer. Ein großer, licht- und luftreicher
Raum, nicht die überladene, beklemmende
Gedrängtheit, die die schablonenhafte Zu-
sammenhäufung von Diplomatenschreibtisch,
Klubgarnitur und Bücherschränken uns sonst
als den Begriff des Herrenzimmers einzureden
versucht hat. Das reichgeschnitzte Palisan-
derholz der weitflächigen Wände, das vorne
im Erker durch eine schwarze, golden ver-
zierte Tapete abgelöst wird, geben dem Raum
ein ernstes Gepräge. Den Abschluß bildet
die Büchernische, die in klassisch anmuten-
der Einfachheit gehalten ist.

Im anstoßenden Musik- und Wohnzimmer
hat Goerke das Glanzstück geschaffen. Eigent-

HERRENHAUS O. v. K. IN MAUER BEI WIEN. ERBAUT UM 1860.

Villa des Herrn Generaldirektors Oskar v.Koer-
ner in Mauer bei Wien. Hier hat die Meister-
hand Gustav Goerkes trotz Krieg und Ar-
beiternot und Materialmangel in wenigen Mo-
naten ein wahres Schmuckstück moderner Innen-
einrichtung geschaffen, das auch den verwöhn-
testen Kenner entzücken muß. Die Villa —
sie ist eigentlich ein kleines Schlößchen in
gotischem Stil — liegt in einem sanft anstei-
genden herrlichen alten Park. Die reinen Formen
der Außenfront — das Schlößchen ist etwa
60 Jahre alt — wurden glücklich erhalten. Es
bekam nur eine neue goldgelb abgetönte Fas-
sade, die jetzt mit ihren grünen Fensterläden
harmonisch aus dem Grün der Bäume her-
vorlugt. — Im Innern der Villa hat Meister
Goerke seine Kunst voll schalten und walten
lassen. Er ließ Wände entfernen und Decken
niederlegen und gewann so neue Räume, die er
seinen Zwecken dienstbar machte. So schuf
er sich vor allem den Raum für eine weite
Halle. Eine Halle sollte eigentlich in keinem
größeren Landhaus fehlen. Sie ist ein not-
wendiger Übergang. Sie verbindet die Intimität
der Familienzimmer mit dem kühleren Prunk
der Gesellschaftsräume. Halb Empfangszim-
mer, halb Wohnzimmer ist sie ein neutraler
Raum, in dem der Fremde rasch warm wird.

ARCHITEKT GUSTAV GOERKE. HAUPTEINGANG DES HERRENHAUSES
 
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