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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Jaumann, Anton: Freie Raumkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0353

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INNEN-DEKORATION

331

architekt e. fahrenkamp

Unterhaltung. Wir brauchen neuartigeRäu-
me, damit sie uns helfen, dasLeben erneuern.
Von der Kunst verlangen wir vor allem,
daß sie uns von der Banalität des Alltags
erlöse. Bisher hat dies nur die Musik ge-
leistet. Und die Kirche. Doch ebenso wie
in der Kirche kann ich zu Andacht, Ergrif-
fenheit, Sammlung gestimmt werden auch
in einer weißen Kammer mit feinsten Maßen
und reinsten Linien, die läutern wie ein
frisches Quellbad. Starke, freie Raum-
kunst kann die Seele aufsaugen und erheben
wie hehrste Musik, kann die Glieder zu
edelster Bewegung zwingen, kann jeden
Schritt, jede Bemühung, jede Berührung mit
den Formen zu höchstem Genuß erheben.
— Noch einmal! Wir sind ganz und gar
nicht an die üblichen Raum- und Möbel-
formen gebunden. Der Japaner teilt sein
Haus durch papierne Schiebewände, die
ihm jede Raumgruppierung gestatten. Un-
sere Möbel sind zu schwer, unsere Wände
zu starr. Mit weniger Geld können wir
unsere Möbel beweglich, unsere ganze
Wohnung zum Wechselrahmen machen,
der täglich neue Bilder zeigt. — Die freie
Raumkunst soll nicht bloß selbst von
den lächerlichen Fesseln mißverstandener
Zwecke und Bequemlichkeiten befreit wer-
den, sie soll auch uns befreien von der Last
eines einförmigen, starren, öden Lebens im
Raum. Dienen wir dem freien schönen
Raum, er wird uns erlöseh von aller erden-
haften Schwere! Also spricht die Sehn-
sucht..............anton jaumann.

Dame in unserer gegen-
wärtigen Wohnungs-
kunst ! Als Höchstes
vermögen sie nur eine
muffige Boudoir - Stim-
mung zu geben. Selbst
frühere Generationen
hatten bei aller Spieß-
bürgerlichkeit mehr Ro-
mantik in ihren Räumen:
Bald saß man in einem
Turmzimmer oder im
Erker, im Kellerstüb-
chen, hinterm Ofen, auf
der Truhe, auf der Tür-
schwelle, auf dem Baum-
sitz, in der Schaukel.
Und wie die Sitze wech-
selten auch die Räume
selbst in Größe, Höhe,
Gestalt, Stimmung. Heu-
te ist jeder Raum Zim-
mer, jeder Sitz Stuhl.
Und ebenso einförmig
sind notgedrungen auch

Bewegung.Erscheinung, t Architekt e. fahrenkamp-dqsseldorf. zierschrank und kredenz in dunkel nussbaumholz
 
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