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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Baur, Albert: Künstlerische Kontor-Ausstattung: zu den Arbeiten von Architekt Emil Bercher - Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0359

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XXV1I1. JAHRGANG.

DARMSTADT.

OKTOBER 1917.

KUNSTLERISCHE KONTOR - AUSSTATTUNGEN

ZU DEN ARBEITEN VON ARCHITEKT EMIL BERCHER-BASEL

Es ist noch nicht gar lange her, da war das
amerikanische Schreibstubenmobiliar als et-
was Unübertreffliches gepriesen. Man schuf eine
neue Ästhetik der sogenannten Sachlichkeit, die
man an keinem andern Beispiel besser zu ent-
wickeln vermochte; man fand, daß der nämliche
Geist, der in Gestalt der Maschine die Industrie
durchtränkt und erläutert habe, nun auch alle
Erscheinungsformen des Handels sich anpassen
müsse, und man wollte nichts davon wissen, daß
der lebendige Schönheitskultus, dem man in sei-
nem Heim opferte, irgendwie in das bloß Ge-
schäftliche eindringe. — Dieses Streben nach Sach-
lichkeit war ja gewiß als Ermüdungserscheinung
berechtigt, nach dem man sich während Jahr-
zehnten auch in den Arbeitsräumen mit prunken-
dem Talmi beladen hatte und sich nichts Vor-
nehmeres hatte denken können als den Anschein
einer süß duftenden Kokottenwirtschaft. Da emp-
fand man es als eine Erlösung, als einmal reiner
Tisch gemacht wurde und man nichts weiter um
sich zu dulden brauchte, als was wirklich sein mußte
und als man seine neuen Kontormöbel als Aus-
druck jener Gesinnung erkannte, wie er in jeder
richtigen Kaufmannschaft herrschen soll.

Das konnte aber nicht länger andauern, als
der Handel immer mehr mit Erzeugnissen einer
hochstehenden Gewerbekultur zu tun bekam und
der Kaufmann durch die vielgepriesene Über-
sachlichkeit nicht mehr den Zweck erreichen
konnte, daß ihm der Kunde auch in geschmack-
lichen Dingen Vertrauen schenken sollte. Als
nun vollends das zeitgemäße Geschäftshaus in
seinem Äußern durch einen gediegenen Aufwand
immer besser die innere Würde untadeligen Ge-
schäftsgebahrens zum Ausdruck zu bringen wußte,
da durfte der Besucher, wenn er die Räume be-
trat, nicht mehr durch amerikanisches Dutzend-
mobiliar eine Enttäuschung erfahren. Es hätte
auf ihn gewirkt, wie wenn er beim Betreten eines
vornehmen Landhauses auf eine Einrichtung ge-
stoßen wäre, der man das billige Warenhaus
von weitem angemerkt hätte.

So hat es sich immer mehr als Notwendig-
keit erwiesen, daß ein Geschäftshaus, das etwas
auf sich hält und das nach außen zeigen möchte,
nicht mehr irgendwoher eine fertige, nach all-
gemein gültigem Schema geschaffene Ausstattung
bezieht, sondern sich von einem Raumkünstler
so einrichten läßt, daß die Bedeutung der Firma

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