INNEN-DEKORATION
363
ARCHITEKT JOSEF ZOTTl-WlEN
BIBLIOTHEKZIMMER. NUSSBAUMHOLZ
ralen Schöpfungen kommen. Die Keramik ist so zu ihrem
großen und auch zunächst besten Teile eine reine Luxus-
kunst geworden, die völlig verschwinden könnte, ohne
daß sie der Mensch im praktischen Teil seines Lebens
irgendwie vermissen würde. Sie ist ein Ausdruck ge-
steigerten Lebens, einer, der zeigt, daß es uns gut geht,
zugleich aber auch ein Beweis ihrer Wohlfeilheit und
ihrer Fähigkeit aus dem fast reinen Nichts ihres Tons
mit leichter Mühe und ohne viel Geldaufwand etwas zu
gestalten, das für uns einen höheren geistigen Wert erhält.
Doch ist die Keramik eine solche Kunst keineswegs
zu allen Zeiten der Kultur gewesen; sie stellt in dieser
Beziehung vielmehr erst eine recht junge vor. Das ganze
Altertum und auch das gesamte Mittelalter kannten
sie nicht und erst die Renaissance sah ihre ersten An-
fänge. Zu ihrer völligen Ausbildung jedoch gelangte
sie erst um die Wende des 17. Jahrhunderts. Damals
zuerst ward sie ein Hauptbestandteil derselben, ja einer
ihrer allerwichtigsten, und nun ist sie aus ihr nicht wieder
herausgekommen, hat im 19. Jahrhundert wahre Orgien
an Aufwand und Geschmacklosigkeit gefeiert, um hoffent-
lich in dem unsrigen wieder in ein normales, ruhiges Fahr-
wasser zu gelangen, das auch der Nutzkeramik jene künst-
lerische Durchbildung wieder gestattet, die ihr, über der
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ARCHITEKT JOSEF ZOTTl-WlEN
BIBLIOTHEKZIMMER. NUSSBAUMHOLZ
ralen Schöpfungen kommen. Die Keramik ist so zu ihrem
großen und auch zunächst besten Teile eine reine Luxus-
kunst geworden, die völlig verschwinden könnte, ohne
daß sie der Mensch im praktischen Teil seines Lebens
irgendwie vermissen würde. Sie ist ein Ausdruck ge-
steigerten Lebens, einer, der zeigt, daß es uns gut geht,
zugleich aber auch ein Beweis ihrer Wohlfeilheit und
ihrer Fähigkeit aus dem fast reinen Nichts ihres Tons
mit leichter Mühe und ohne viel Geldaufwand etwas zu
gestalten, das für uns einen höheren geistigen Wert erhält.
Doch ist die Keramik eine solche Kunst keineswegs
zu allen Zeiten der Kultur gewesen; sie stellt in dieser
Beziehung vielmehr erst eine recht junge vor. Das ganze
Altertum und auch das gesamte Mittelalter kannten
sie nicht und erst die Renaissance sah ihre ersten An-
fänge. Zu ihrer völligen Ausbildung jedoch gelangte
sie erst um die Wende des 17. Jahrhunderts. Damals
zuerst ward sie ein Hauptbestandteil derselben, ja einer
ihrer allerwichtigsten, und nun ist sie aus ihr nicht wieder
herausgekommen, hat im 19. Jahrhundert wahre Orgien
an Aufwand und Geschmacklosigkeit gefeiert, um hoffent-
lich in dem unsrigen wieder in ein normales, ruhiges Fahr-
wasser zu gelangen, das auch der Nutzkeramik jene künst-
lerische Durchbildung wieder gestattet, die ihr, über der