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Luethgen, Eugen: Kunstgewerbe und Industrie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0417
INNEN-DEKORATION
395
PROF. JOSEF HOFFMANN-WIEN
ihre Krönung in der Übernahme des mißverstandenen Sem-
per'schen Satzes: Stil ist, was dem Material entspricht.
Diese Überschätzung des Technischen findet ihre Er-
klärung in den materialistischen Grundlagen der Zeit.
Man leitet das Wesen des Kunstgewerbes aus Gestaltungs-
grundsätzen her, aus Vorschriften der Erziehung zur
Formgestaltung. Man sucht einen Ausweg aus der Über-
fülle sinnlos übernommener fremder Formen. Man fand
DREITEILIGER ANKLEIDESPIEGEL
diesen Ausweg in der Einstellung auf das, was dem
Gegenwärtigen entsprach. Wenn die bestehenden Ge-
sellschaftsklassen ihre Art ehrlich ausdrücken wollten, so
konnten sie zum geringsten Teile an ältere Stile anknüpfen.
Die Schichten des Bürgertums, die große Masse der
industriellen Arbeiterschaft bedingte eine Lebenshal-
tung, deren Wesensausdruck völlig neuartig sein mußte.
Was konnte der Künstler auf der gegebenen Grundlage des
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PROF. JOSEF HOFFMANN-WIEN
ihre Krönung in der Übernahme des mißverstandenen Sem-
per'schen Satzes: Stil ist, was dem Material entspricht.
Diese Überschätzung des Technischen findet ihre Er-
klärung in den materialistischen Grundlagen der Zeit.
Man leitet das Wesen des Kunstgewerbes aus Gestaltungs-
grundsätzen her, aus Vorschriften der Erziehung zur
Formgestaltung. Man sucht einen Ausweg aus der Über-
fülle sinnlos übernommener fremder Formen. Man fand
DREITEILIGER ANKLEIDESPIEGEL
diesen Ausweg in der Einstellung auf das, was dem
Gegenwärtigen entsprach. Wenn die bestehenden Ge-
sellschaftsklassen ihre Art ehrlich ausdrücken wollten, so
konnten sie zum geringsten Teile an ältere Stile anknüpfen.
Die Schichten des Bürgertums, die große Masse der
industriellen Arbeiterschaft bedingte eine Lebenshal-
tung, deren Wesensausdruck völlig neuartig sein mußte.
Was konnte der Künstler auf der gegebenen Grundlage des