Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Holzarbeiten für Kriegerfriedhöfe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0445

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

423

J. D. HEYMANN-HAMBURG. SITZUNGSZIMMER DES INSTITUTS FÜR SEEVERKEHR UND WELTWIRTSCHAFT. AUSFQHRG: OREGONHOLZ

der Schrift erfolgt mit Rund- oder Dreikanteisen. Eine
solche eingeschnitzte Schrift hat bei geeigneter Typen-
wahl einen durchaus edlen Charakter und ist zudem un-
verwischbar. Noch bessere Resultate wurden mit dem
Einbrennen erzielt. Zunächst wird man hier an das Ein-
brennen mit Platinstiften und ähnliche Liebhaberkünste
denken. Auch das ist in verschiedenen Kreisen versucht
und angewendet worden, manchmal mit gutem Effekt, im
allgemeinen aber war das zur Verfügung stehende Holz
doch für diese Technik zu wenig günstig. Auch ver-
führt das leichte Führen des Stiftes zu Spielereien, zum
Ornamentmalen, was sich mit dem Charakter eines Sol-
datenkreuzes nicht vereinbaren läßt, zumal der Schrift
auch alle Plastik fehlt.

Sodann wurden Versuche gemacht mit Brennstempeln,
die je einzelne Buchstabenteile, Punkte, gerade und ge-
bogene Linien von verschiedener Größe, wiedergaben.
Aus diesen 4—8 Elementen waren dann die Buchstaben
zusammenzusetzen. Diese einfachen Stempel waren billig
herzustellen und auch nach Abgebrauch wieder leicht
nachzufeilen. Man war allerdings in der Formung der
Buchstaben sehr beschränkt und die Wirkung der Schrift
hing ganz von der Geschicklichkeit und dem Gefühl des
Arbeiters ab, der aber nur in Ausnahmefällen die nötige
Eignung besitzt. Da wäre es noch besser gewesen, alle
Buchstaben nur aus einem Element, etwa aus einem 1 cm
langen Strich, zu bilden, sodaß das lästige Wechseln
und Aussuchen der Stempel in Wegfall kommt. Jeder

Buchstabe läßt sich aus geraden Elementen zusammen-
setzen. Das wäre das billigste Verfahren. Freilich sind
auch hierbei geübte Arbeiter unumgänglich.

Unter diesen Umständen blieb nur die Anfertigung
besonderer Brennstempel für jeden einzelnen Buchstaben
als radikalste und für diese Massenherstellung geeignetste
Lösung, ein Verfahren, das ja auch zum Stempeln von
Holz, Fässern usw. schon seit alters Verwendung findet.
Es steht nichts im Wege, nunmehr dem Buchstaben eine
gewählte, künstlerische Form zu geben. Der Arbeiter
hat nur dafür zu sorgen, daß der richtige Buchstabe an
die richtige Stelle kommt. Ein Vorzeichner disponiert
flüchtig die Schrift. Er allein braucht nur Gefühl für
Schriftverteilung zu haben, der einzelne Arbeiter kann
und soll an der Form der Buchstaben nichts ändern.

Die eingebrannte Schrift ergibt auf dem Holz einen
schönen dunklen Ton, die angekohlte Oberfläche ver-
hindert zugleich das Faulen der Buchstabenvertiefungen.
Besonders wichtig ist es, daß man bei den Buchstaben-
stempeln auch die Plastik modulieren kann, indem die
Körper der Buchstaben rundlich oder kantig, breiter oder
spitzer angefertigt werden können. Ein konischer Quer-
schnitt hat sich am besten bewährt, das Einbrennen geht
leichter vor sich und der gebrannte Buchstabe erhält durch
die schrägen Flächen interessante Lichter und Schatten. —

Mehr Kunstfertigkeit als bei den einfachen Kreuzen
und Grabzeichen kann bei der Herstellung der Hoch-
kreuze, Bildstöcke, Gedenkzeichen, der kleinen und großen
 
Annotationen