Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

DOI Artikel:
Utitz, Emil: Ein Wohn- und Herrenzimmer von Emil Pohle
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0456

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
434

INNEN-DEKORATION

Was seit langen Jahren die ei-
gentliche Ursache der viel-
fachen Bewegungen und Regungen
des Kunstlebens war, was jede Rich-
tung der Kunstäußerung zu beson-
deren Leistungen anspornte, was im
Streben und Ringen der Individuali-
täten zu besonderen und gesteiger-
ten Werten künstlerischer Schöpfung
führte, das ist nur erklärlich aus der
Sehnsucht nach einer innerlichen
Vereinheitlichung aller künstleri-
schen Äußerungen unserer ganzen
Lebensbetätigung. Dennoch hat die
ganze Summe dieser Arbeit und
dieses Strebens bis jetzt nicht zu der
ersehnten Einheitlichkeit geführt, wie
sie das Signum aller großen Kultur-
epochen gewesen ist. Was uns bei
der Betrachtung von einzelnen Kunst-
werken vergangener Epochen be-
sonders ergreift, das ist nicht die
Höhe ihrer Einzelqualität, nicht die
technische Uberwindung des Mate-
rials, auch nicht die Phantasie der
künstlerischen Konzeption: es ist
der geschlossene Eindruck von dem
besonderen Geiste und Wesen
eines ganzen Zeitraums, die sich in

allen ihren Kunstäußerungen gleich- arch. e. pohle. wohnzimmerschrankchenj nen......Friedrich von schiller.

architekt
emil pohle-
hedersleben

schreibtischsessel aus vorstehend. wohn- und herrenzimmer

mäßig offenbarten. Diese Einheitlich-
keit der künstlerischen Auffassung
bedeutet die stärkste Notwendigkeit
unserer Zeit......peter Behrens.

Kunstunterricht heißt doch wohl
einmal die Überlieferung des
Könnens von einer Generation auf
die andere, also die Tradition, und
zum zweiten die Aufschließung des
jungen Talentes zu eigener schöp-
ferischer Tätigkeit. Eine Tradition,
die wie die unseres historisch-gerich-
teten eklektischen Zeitalters sich aus
der ganzen Entwicklung der Mensch-
heit zusammensetzen will, ist tot und
tötlich; sie ist wissenschaftlich, wäh-
rend die gute und lebendige Tradi-
tion der Baukunst notwendig hand-
werklich sein muß, wie das im Mittel-
alter und in der Barock- und Zopf-
zeit der Fall war. Da anzuknüpfen,
heißt also zurückkehren, heimkehren
aus akademischer Abstraktion zu
werktätiger wirklicher Arbeit, aus
der Schule in die Werkstätte.

* th. fischer.

Es sind die heiteren Regionen,
wo die reinen Formen woh-
 
Annotationen