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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0036

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Kleinasien und Persien.

Gärten bringen nnd sei entzückt über die Anlage gewesen. Als Zerstörer wird lberxes
genannt, was sich aber der Zeit nach nicht mit dem Besuche Alexanders zusammenreimt.

Die verschiedenen alten Schriststeller, welche die hängenden Gärten beschreiben, stimmen
sowohl in der Bewnnderung ihrer Großartigkeit, als in der Beschreibnng überein nnd sind
ihre Angaben wohl meistens anf eine alteste Beschreibnng znrückzusühren?)

Jch will die oft abgedruckten Beschreibungen der babylonischen Gärten nach Diodor
und Strabo nicht wörtlich geben, da sie durch die Uebersetzungen viel an Dentlichkeit
verloren haben, sondern mlr das Wesentlichste davon wiederholen. Das Ganze war also
eine aus Terrassen bestehende flache Pyramide, deren Grnndfläche etwa 400 Fuß Länge
betrng. Dies scheint sich aber mehr auf die Größe der obersten Fläche zu beziehen, denn
wenn man anch die Verhaltnisse der als Rnine geltenden Hügel von 400 Meter Länge
nicht als Grund annehmen wiP so ergibt sich doch schon aus der Höhe, daß die Grund-
fkäche größer gewesen sein mnß. Die Nngabe der Länge dnrch Plinius den Aelteren
von 1000 Fuß hat daher mehr Wahrscheinlichkeit. Die Höhe des Terrassenberges
soll 400 Fnß betragen haben; dagegen wird von Diodor und Cnrtius gesagk, daß er
die Höhe der Stadtmanern gehabt habe, welche ersterer 300Fnß, Curtius 150 Fnß hoch
angibt. Letzteres ist wahrscheinlich, aber sür den Gartenberg zn niedrig. Die Terrasscn
wurden dnrch 20 Manern von 22 Fuß Stärke gebildet; dieselben bestanden ans Back-
steinen mit Erdpech verbnnden. Jhre Zahl ist aber nnbestimmt, anch läßt sich ihre Breite
und Höhe nnter solchen Umskänden nicht annähernd bestimmen. Diese Terrassen waren
aber nicht volle Manern, sondern stellten änßerlich Arkaden dar, hinter welcher sich Ge-
mächer, Wohnränme, Grotten und Bäder befanden; ob um den ganzen Berg oder nnr
nach einer oder mehreren Seiten hin, bleibt zweifelhaft. Diese inneren Räume waren (über-
einstimmend nach allen Schriftstellern) mit 16 Fnß langen Steinplatten bedeckt, welche erst
mit Schilf, dann zum Schntz gegen Wasser mit einer Lage Erdpech bedeckt waren, nach
andern Angaben außerdem anch mit Bleiplatten. Die Erde anf den Terrassen nnd über
den Erdwohnnngen war stark genug, um das Fortkommen großer Bänme mit Hilfe der
Bewässerung zu ermöglichen. Das Wasser wnrde aus dem Euphrat dnrch Pnmpwerke bis
anf die oberste Plattform in ein Bassin gehoben nnd von da dnrch Röhren und Rinnen

überall hin verteilt. Es ist wahrscheinlich, daß anch Springbrnnnen vorhanden waren.

Die Unmöglichkeit, in jenen Gegenden Gärten ohne Bewässerung zn erhalten, hat früh-
zeitig zu Wasserhebnngsvorrichtungen und dadnrch zu Wasserkünsten geführt. Welcher
Art diese Einrichtnngen waren, und welche Bänme die Terrassen beschatteten, darüber können

nur Vermutnngen ansgesprochen werden, welche sür unseren Zweck ganz nntzlos wären.

Es ist aber irgendwo erwähnt worden, daß man lange nach dem Verfall dieser Anlagen
darauf eine dort nicht einheimische, aus Jndien stammende Banmart gefunden habe. Es
wird von Curtins, dessen Angaben sich wohl ans einen gleichzeitigen Biographen Alexanders
des Großen stützen, gesagt, daß Bäume von 50 Fuß Höhe und 16 Fnß (?) Umfang in
der Erde wnrzelten. Dieselben erhoben sich oft weit über die Terrassenhöhe, so daß die
Anlage von ferne das Ansehen eines Waldberges hatte.

Es sei hier beilänfig erwähnk, daß ein nralter zerfallener Tempelbau auf Java, Boro-
boedoer genannt, ganz ähnliche Formen, wie die beschriebenen Gartenanlagen in Babylon

*) Diodor II 10, Strabo XV^ 1, Arian VII, Plinius (der Aeltere), Curtius V 1. Curtius uennt
diese Gärten ,,vulbMnm §raeei8 Indnlis miraanlnm" — d. h. fabelhafte Wunder der Griechen.
 
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