Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0277

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Gärten im französischen Stil,

261

einen wasserreichen Gebirgsbach, fast einen Fluß, auf die Anhöhen über Caserta ge-
leitet, von wo er erst ungeteilt in einem mächtigen Falle herabstürzt, dann geteilt viele
kleinere Kaskaden bildet, endlich in zahlreichen Wasserkünsten zerstaubt, zugleich auch als
natürlicher Bach den mit der sranzösischen Anlage verbundenen Landschaftsgarten belebt
nnd einen seeartigen Weiher süllt und srisch erhält. Dieser neue Park wurde bereits 1782
unter der Königin Karoline angefangen und von den deutschen Gärtnern Fritsche und
später Johann Gräffer in sehr gelungener Weise angelegt und entzückt durch alte
Bäume, besonders riesige immergrüne Eichen, welche den Hauptbestandteil des zum Park
benutzten Waldes bilden.

Fig, 124. Hauptanficht deS Schloßgartens von Caserta.

Jn Spanien ist Aranjuez nicht nur der prächtigste Königsgarten, sondern überhanpt
einer der herrlichsten Gärten im französischen Stil. Als Le Notre den Auftrag erhielt,
den schon bestehenden Garten nach seiner Weise zu verändern, konnte er nicht viel daran
verderben und wagte nicht, die dazu gehörenden meilenweiten Wälder zu opfern, zog sie
vielmehr in seinen Plan hinein. Der Tajo teilt den Garten von Aranjuez iu zwei Hälften;
das Schloß liegt fast im Mittelpunkte. Das große Parterre hat acht gemauerte Wasser-
becken, viele Springbrunnen und an der rechten Seite eine ansehnliche Kaskade. Unter
den vielen plastischen Werken ist eine Venus im Bade berühmt; das Wasser träufelt
aus ihren Haaren in eine von Amoretten gehaltene Schale. Der Reisende Baretti, welcher
Aranjuez im Jahre 1755 besuchte, nennt ihn (in den „Reisen in England, Spanien und
Portugal") den schönsten Garten, den er in allen Ländern gesehen. — Von dem Garten
La Granga oder Sanct Jldefonso war schon die Rede. Er wetteifert an Größe und
Mannigfaltigkeit mit Versailles und Chantilly. Als der König Philipp V. zum
erstenmal die Wasserkünste dieses Gartens sah, soll er gesagt haben: „Sie haben mich
 
Annotationen