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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0529

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Die deutschen Gartensder Gegcnwart.

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diesem ist der Rathauspark seiner Größe und Lage uach der bedeutendste, wird aber
vou Keuneru für verfehlt erklärt uud sieht einer Umwandlung entgegeu. Die Anlage ist
nämlich landschaftlich uud ohue Rücksicht auf die umgebeudeu mouumeutaleu Gebäude uud
den Verkehr eiugerichtet. Derselbe hat eineu Flächengehalt von 42,860 (M. Hier
wäre es am Platze geweseu, wenu die architektonische Richtuug iu Gartenaulagen,
welche einige einflußreiche Mänuer in Wieu geltend zu macheu sucheu, durchgedrungeu
wäre. Eine ganz neue Anlage ist der schöne Platz zwischen den beiden Hosmuseeu, wo das
Standbild der Kaiserin Maria Theresia aufgestellt werdeu soll. Der bekannte „Volksgarten"
au der kaiserlicheu Burg, durch den Theseustempel und die öffentlicheu Kouzerte berühmt,
wird, uachdem er vor einiger Zeit durch Abtragen der Wälle vergrößert worden war, durch
den Neubau der Hofburg verlieren. Außer sieben größeren zum Teil schon geuanuten
Park- uud Garteuanlageu, hat Wien uoch zwölf kleinere, welche teils iu den Vorstädten
liegen, teils die Anlagen des Stadtparks, an der Votivkirche und den Rathauspark ver-
binden, ohne damit verbunden zu sein. Ju den Vorstädteu siud die bedeutendsteu Anlageu,
der Esterhazy-Park und der Schöuboru-Garten, beide alte Gärten mit alten Bäumeu, welche
den Bestaud der Gärten der fürstlicheu Familie bildeten. Die älteren Gartenaulageu Wiens
sind sämtlich landschaftlich, einige neuere symmetrisch (z. B. au der Votivkirche). Man
tadelt die Schattenlosigkeit dieser symmetrischeu Anlagen, sowie, daß sie allzusehr Blumen-
gärten und altsranzösische Muster mit verschuitteueu Buchsbaumfiguren rc. nachahmeu.
So sehr symmetrische Anlageu auf Stadtplätzen zweckmäßig und der Umgebuug augemesseu
sind, so muß sich doch die Regelmäßigkeit hauptsächlich auf die allgemeiue Einteiluug,
Wege und Plätze beschränken. Die Blumenbeete sollten einfach, gleichsam architektonisch
seiu, aber nicht iu den jetzt beliebten Mosaikstil verfallen. Ueberall, wo es möglich war,
wurden besondere Spiel- und Aufenthaltsplätze für Kinder eiugerichtet. Eine neue erst iu
der Aussührung begriffene Aulage von der Größe des Stadtparks ist der Park auf der
sogeuaunten Türkeuschanze am Vorort Währing auf wellig bewegtem Terraiu. Zu erwähnen
ist noch, daß man neuerdiugs Anstrengungeu gemacht hat, deu großen Zentralsriedhof mehr
als bisher park- und garteumäßig zu verschönern. Die ziemlich die ganze Juneustadt um-
gebeude berühmte Ringstraße, an welcher auch die meisten genauuten Gartenplätze liegeu,
hat nur durch Baumreihen einen gärtuerischen Schmuck erhalten. Die beiden ältesteu
kaiserlichen Gärten Wiens, der Augarten uud der 1712 llu große Prater haben zwar durch
Eisenbahnen und Flußregulierung Veränderuug erlitteu, aber den alteu Charakter nicht sehr
verändert, sind aber wesentlich verschönert worden. Hierzu ^kaun aber der vou einem
Pariser Gärtner mitten in dem Fluß und ungeschickt ailfgebaute küilstliche Berg mit Wasser-
fällen nicht gerechuet werden. Eisgrub in Mähren, die Besitzung des Fürsteu Liechtenstein,
ist sortwährend verschönert worden, namentlich durch Anpflanzuugeu sremder Bäume, vor-
herrschend amerikanischer Eichen^).

*) Jch empfehle zur Kenntnisnahme das Buckn „Eisgrnb und seine Parkanlagen" mit 14 Licht-
druckbildern, bon A. Czullik, Fürstlicher Oberhofgärtner. Wien 1886.
 
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