Zur Baugeschichte des Ordenshaupthauses Marienburg
in Preussen.
Es ist schon von dem trefflichen F. v. Quast, dem Begründer der
wissenschaftlichen Bangeschichte Preussens, ausgesprochen1) und später,
unabhängig von F. v. Quast, von mir dargelegt2) worden, dass der grosse
Remter im Mittelschlosse Marienburg ein unter der Regierung des Hoch-
meister Winrich von Kniprode (1351—82) ausgeführter Anbau an die
schon unter Dietrich v. Altenburg (1335—41) erbaute Hochmeister-Woh-
nung im Westflügel des Mittelschlosses Mfcrienburg sei. — Im Folgenden
will ich versuchen festzustellen, woher die Idee zu diesem Prachtbau ge-
kommen, welchen Werth derselbe in künstlerischer Beziehung besitzt und
welche Stelle er in der geschichtlichen Entwickelung der Baukunst des deut-
schen Ordens in Preussen einnimmt.
F. v. Quast hat nachgewiesen3), dass die Sterngewölbe, welche in
constructiver Hinsicht freilich keinen Fortschritt über die Kreuzgewölbe
hinaus bezeichnen, decorativ aber von schönerer Wirkung sind, im dreizehnten
Jahrhundert in England erfunden und von dort zunächst nach Lübeck (Brief-
Capelle der Marienkirche daselbst um 1300) und dann nach dem Ordens-
lande Preussen verpflanzt worden sind.
Das, so weit bekannt, älteste Bauwerk in Preussen, welches Stern-
gewölbe besitzt, ist der Dom zu Königsberg, dessen Chor etwa 1335 voll-
endet wurde. Bei dem um diese Zeit sehr regen Verkehr Preussens mit Eng-
land4) kann es nicht auffallen, dass ein Architekt aus Preussen eingehende
1) Preuss. Provinzial-Blätter 1851. Bd. XI, Seite 188—195.
2) Dioskuren 1864. Nr. 9 —10.
3) Preuss. Provinzial-Blätter 1851. Bd. XI, Seite 119—122.
4) Aus der Chronik des Wigand v. Marburg sehen wir, dass seit den Jahren
1331, und mit den Jahren zunehmend, viele Engländer als Kreuzfahrer nach Preussen
kamen. Sie werden besonders in den Jahren 1331, 1346, 1348, 1357, 1362, 1364,
1365, 1367, 1390—93 etc. erwähnt. (Siehe Scriptores Rerum Prussicarum, Bd. II,
Seite 479, 510, 514, 523, 531, 544, 549, 551, 558, 642, 644, 646, 648, 653 etc.) Die
Angaben Wigand’s werden durch die Chronisten anderer Länder bestätigt. (Siehe
Script. II. Seite 741, 786, 788 tf.)
in Preussen.
Es ist schon von dem trefflichen F. v. Quast, dem Begründer der
wissenschaftlichen Bangeschichte Preussens, ausgesprochen1) und später,
unabhängig von F. v. Quast, von mir dargelegt2) worden, dass der grosse
Remter im Mittelschlosse Marienburg ein unter der Regierung des Hoch-
meister Winrich von Kniprode (1351—82) ausgeführter Anbau an die
schon unter Dietrich v. Altenburg (1335—41) erbaute Hochmeister-Woh-
nung im Westflügel des Mittelschlosses Mfcrienburg sei. — Im Folgenden
will ich versuchen festzustellen, woher die Idee zu diesem Prachtbau ge-
kommen, welchen Werth derselbe in künstlerischer Beziehung besitzt und
welche Stelle er in der geschichtlichen Entwickelung der Baukunst des deut-
schen Ordens in Preussen einnimmt.
F. v. Quast hat nachgewiesen3), dass die Sterngewölbe, welche in
constructiver Hinsicht freilich keinen Fortschritt über die Kreuzgewölbe
hinaus bezeichnen, decorativ aber von schönerer Wirkung sind, im dreizehnten
Jahrhundert in England erfunden und von dort zunächst nach Lübeck (Brief-
Capelle der Marienkirche daselbst um 1300) und dann nach dem Ordens-
lande Preussen verpflanzt worden sind.
Das, so weit bekannt, älteste Bauwerk in Preussen, welches Stern-
gewölbe besitzt, ist der Dom zu Königsberg, dessen Chor etwa 1335 voll-
endet wurde. Bei dem um diese Zeit sehr regen Verkehr Preussens mit Eng-
land4) kann es nicht auffallen, dass ein Architekt aus Preussen eingehende
1) Preuss. Provinzial-Blätter 1851. Bd. XI, Seite 188—195.
2) Dioskuren 1864. Nr. 9 —10.
3) Preuss. Provinzial-Blätter 1851. Bd. XI, Seite 119—122.
4) Aus der Chronik des Wigand v. Marburg sehen wir, dass seit den Jahren
1331, und mit den Jahren zunehmend, viele Engländer als Kreuzfahrer nach Preussen
kamen. Sie werden besonders in den Jahren 1331, 1346, 1348, 1357, 1362, 1364,
1365, 1367, 1390—93 etc. erwähnt. (Siehe Scriptores Rerum Prussicarum, Bd. II,
Seite 479, 510, 514, 523, 531, 544, 549, 551, 558, 642, 644, 646, 648, 653 etc.) Die
Angaben Wigand’s werden durch die Chronisten anderer Länder bestätigt. (Siehe
Script. II. Seite 741, 786, 788 tf.)