Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 2.1869

DOI article:
Mündler, Otto: Beiträge zu Jacob Burckhardt's Cicerone: Abtheilung Malerei
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51374#0271

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Beiträge zu Jacob Burckliardt’s Cicerone.
Abtheilnng Malerei.
Von Otto Mündler.
In dem Augenblick (1855), als mir durch eine unerwartete auswärtige
Berufung die keineswegs lästige Pflicht auferlegt wurde, die apenninische
Halbinsel von Norden nach Süden und in allen Seitenrichtungen zu durch-
streifen, an den wichtigeren Orten aber monatelang zu verweilen, erschien
auch Burckliardt’s „Cicerone“, welcher von da an, und fast zehn Jahre
hindurch, als mein treuester Begleiter mich nicht mehr verliess. Durch Auf-
zählung und einsichtsvolle Besprechung einzelner Kunstwerke gewährte er
mir in unzähligen Fällen Aufschluss und Belehrung; durch Zusammenfassen
des Zerstreuten und dessen Unterordnen unter einen Gesichtspunkt förderte
er mich in meinen eigenen Forschungen; durch geistreiche Kennzeichnung
und tiefeindringende Schilderung des Wesens der grossen Meister der Kunst
eröffnete er neue Gesichtspunkte; immer aber bot er willkommene Anregung
und unvergleichlichen Genuss. Wie oft war mir, in der Hitze des Tages, eine
Seite daraus gelesen wie ein erfrischender Trunk aus lauterem Quell 1 Ich
glaube kaum, dass einer das treffliche „kleine dicke Buch“ mehr als ich
gehandhabt, vielfacher und wärmer empfohlen und dem Verfasser öfter im
Stillen gedankt hat. Dass ich hie und da auf Lücken stossen musste; dass
ich bei der mir zugefallenen Aufgabe Manches, was B. flüchtig oder gar nicht
gesehen, zu ergründen Musse und Gelegenheit hatte; dass endlich meine An-
schauung von der seinigen bisweilen abweichen musste, das liegt in der Natur
der Sache. Meine Notizenbücher füllten sich mit Beschreibungen des allerorts
Gesehenen; mein Handexemplar strotzte von Randglossen. Aus diesem Vor-
rath nun schöpfte ich — von dem Herausgeber der neuen Auflage des „Cice-
rone“ aufgefordert — dasjenige, was mir zur Ergänzung des Buches am ge-
eignetsten und am wesentlichsten schien; und was mir bei der nicht ganz
leichten Aufgabe Muth und Ausdauer einflösste, das war einerseits die Hoff-
nung, ja das Bewusstsein, ein, dem würdigen Verfasser des Buches selbst
 
Annotationen