Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (1.1887)

144

Einiges über das Porträt.

Der von mir angewendete Spirituslack wird wie folgt
angesetzt :
1/2 Liter rectifie. Spiritus,
100 Gramm Gummi-Sandarack, auserlesen rein,

33
Mastix-Harz,
33 „
retific. Terpentinöl,
8 „
Copaivabalsam,
24 „
venet. Terpentin.

Der Sandaraek wird gestossen und zuerst in Spiritus bei
-gelinder Ofen- oder Sonnenwärme aufgelöst; darauf Copaiva-
balsam, dann der Mastix und zuletzt das venetianisehe Terpentin
zugesetzt.
Darauf schüttelt man die ganze Masse, indem man
sie wieder der Wärme aussetzt, öfters um und lässt sie
schliesslich (ohne weiteres Schütteln) am Lichte klären und sich
absetzen. Dann giesst man den klaren Lack behutsam ab
und benützt die Ansatzflasche zu neuen Ansätzen wieder.

Einiges über das Porträt
von Prof. Fritz Luckhardt, kais. Rath in Wien.
Es ist wohl das Bestreben fast jedes Porträtraten, sein
Modell in möglichst günstiger Weise darzustellen, nicht allein
in Bezug auf das Gesicht, sondern auch in der Gestalt,
Haltung und der Details der Figur.
Bei Betrachtung der Porträts hervorragender Persönlich-
keiten wird man in vielen Fällen finden, dass, selbst von be-
rühmten Meistern, die Beibehaltung der richtigen Körper-
verhältnisse umgangen und fast immer kleine gedrungene
Gestalten viel grösser und schlanker dargestellt worden sind.
Das photographische Porträt könnte eine Vereinigung der
idealen und realen Darstellung gewähren, wenn sowohl der
Operateur als auch der Retoucheur Hand in Hand gehend,
die von den Meistern der darstellenden Kunst beobachteten
Principien festhalten und zunächst bei der Aufnahme, trotz
der hierzu knapp bemessenen Zeit, durchzuführen bestrebt
sein würden. Der Operateur sollte sieh bei der Aufnahme
stets vor Augen halten, was der Retoucheur zu corrigiren und
zu verschönern im Stande sein wird, während letzterer sich
bemühen muss, diesen Erwartungen entsprechend, selbst die
kleinsten Details des Bildes zu berücksichtigen.