Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 1.1887

DOI Heft:
Original-Beiträge für das Jahrbuch
DOI Artikel:
Moser, James: Photographie und Elektricität, 1886
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42281#0223

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Photographie und Elektricität, 1886.

195

Entwicklung der Platte fand Herr Boudet als Spiel des
Zufalls, dass nicht nur der Funke, sondern auch die Porträts
der Münzen sich abgebildet hatten.
Herr Boudet, welcher diese Wirkung den Lichtstrahlen
der Entladung, das heisst Schwingungen des Lichtäthers vom
ültraroth bis Ultraviolett zusehreibt, ging nun daran mit An-
wendung von Lampenlicht, also ohne Elektrizität und wiederum
°hne Linsen photographische Reproduktionen herzustellen. Die
Resultate hiervon theilt er in einer zweiten Publication den
5- April 1886 der Pariser Akademie mit. In seiner Ansicht,
dass es sich um Lichtstrahlung handelt, wird er dadurch be-
stärkt, dass ein unmittelbar unter die empfindliche Platte ge-
egter Spiegel die Wirkung erhöht. So legt er übereinander
einen Spiegel, die Bromsilberplatte. mit der Schicht oben,
hierauf die zu eopirende Zeichnung und deckt zu mit einem
schwarzen Carton, nm fremdes Licht abzuhalten, und mit
einer Glasplatte, um das Ganze besser handhaben zu können.
Er exponirt dieses Ganze für einige Seeunden in einer Ent-
fernung von 25—30 cm und unter verschiedener Neigung
einer Carcel-Lampe, so dass die Strahlen seitlich einfallen und
Möglichst alle Punkte des Originals treffen. Dann wird ent-
wickelt und fixirt.
Am Ende dieser Mittheilung betont Herr Boudet: „Die
»erhaltenen Abbildungen beweisen, dass eine Zeichnung, eine
»Photographie, kurz irgend ein ebener Gegenstand photo-
ngraphisch reprodueirt werden kann ohne Hilfe der gewöhn-
»liehen Apparate und beim Lichte einer (Oarcel)-Lampe.“
Er fügt hinzu: „Zahlreiche, mit den verschiedensten
»Modifikationen wiederholte Versuche haben mir bewiesen,
»dass ein Lichteindruck auf dem Bromsilber ohne Linsen nur
»erzielt wird, unter der Bedingung, dass das Licht refleetirt
»sei. Ich habe nie etwas mit direetem Lichte erhalten können.“
Am 22. März 1886, also nicht ganz drei Wochen nach
der ersten und zwei Wochen vor der zweiten Publication des
Herrn Boudet, zeigt Herr D. Tommasi der Pariser
Academie an, dass er die dunkle Entladung einer Holtz’schen
Elektrisir-Masehine auf einer Bromsilberplatte sichtbar machen
konnte. Er hatte die Pole der Maschine mit je einer Metall-
bürste verbunden, die beiden Bürsten neben einander gestellt
und die empfindliche Schicht senkrecht dagegen genähert.
Hie Exposition dauerte einige Minuten.
Interessanter als der Streit zwischen beiden Herren um
die Priorität — die, wie ich gleich zeigen werde, keinem von
beiden zukommt — ist die Differenz in der Erklärung.
13*
 
Annotationen