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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Assmann, Ernst: Nautisch-archäologische Untersuchungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0063
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Afsmann, Nautisch - archäologische Untersuchungen.

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nütz, sondern durchaus unstatthaft, schädlich gewesen wäre. Boeckh (Urkunden
S. 127) und Smith (Schiffbau der Griechen, übersetzt von Thiersch S. 27) hatten
angeführt, dafs auf einem Wandgemälde von Herculaneum (Pitture d’Ercol. II
Taf. 14) der Schiffsmast sich in zwei Fiifse spalte; auch in der vierten verbesserten
Ausgabe von Smith, The voyage and shipwreck of St. Paul, London 1880 S. 207,
wird die Angabe früherer Ausgaben wiederholt, dafs das betreffende Urbild in
Neapel nicht aufzufinden gewesen sei. Dieses Original befindet sich im Etruscan
saloon des Brittischen Museums unter No. 18, und ich konnte (Juni 1890) daran fest-
stellen, dafs die erwähnte Abbildung an mehreren Stellen unrichtig ist. Der angeb-
liche zweite, hintere Mastfufs sitzt winklig auf dem inneren Ende des rechtsseitigen
Steuerschaftes auf, ist also, wie ich schon bei Luebeck (Seewesen der Griechen
und Römer, Theil II S. 13 Anm.) mittheilte, nur die Steuerpinne des Steuerbord-
ruders. — Ungenau ist auch die Abbildung, welche Micali (.Monumenti Taf. 103, 2,
danach Baumeister Abb. 1663, 1664) von der jetzt im second vase room unter No. 192
ausgestellten Schaale (schwarze Figuren auf gelblichbraunem Grund) gegeben hat
— auf die Einzelheiten will ich diesmal nicht eingehen •—, während die Bilder
jener Schiffe in der dritten Ausgabe von Smith, Dictionary of Greek and Roman
antiquities S. 209. 210. 213, zu dunkel und undeutlich ausgefallen sind, um alles
Wünschenswerthe erkennen zu lassen.
Die englischen Ausgrabungen auf Cypern haben schon vor mehreren Jahren
eine Inschrift zu Tage gefördert, welche den das Seewesen des Alterthums Er-
forschenden unbekannt geblieben zu sein scheint; sie nennt den König Ptolemaios
und den Erbauer des Dreifsigreihers sowie des Zwanzigreihers. Wahrscheinlich
gehörte sie zu einem Ehrendenkmal, welches der königliche Liebhaber riesiger
Kriegsschiffe seinem obersten Schiffsbaumeister setzte. Dafs hierbei nicht, wie im
Journal of Hellenic studies 1888 S. 255 geschah, an Ptolemaios Philopator, sondern
an Philadelphos gedacht werden mufs, ergiebt sich aus Plinius 7, 57 und Athenaeus
V, 203. Diese Inschrift wird Denjenigen recht unbequem sein, welche den Schwie-
rigkeiten des Verständnisses der gröfsten Vielreiher durch die Annahme, Plinius,
Plutarch und Athenaeus hätten uns nur Märchen vorerzählt, zu entfliehen suchten.
— Für die als räthselhaft geltenden assyrischen Riemen auf den Kujunjik - Reliefs
des Brittischen Museums habe ich im Wassersport 1890 S. 465 eine Erklärung ge-
geben, welche durch praktische Nachprüfung mittels eines Modelles bestätigt zu
werden schien. — Der Inhalt des Brittischen Museums war bisher für die Zwecke
der nautischen Archäologie zu wenig beachtet und verwerthet worden, mögen die
vorstehenden Zeilen daran bessern helfen.

Berlin.

Ernst Afsmann.
 
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