Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

DOI Artikel:
Six, Jan: Hermolykos und Kresilas
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0197
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Six, Hermolykos und Kresilas.

I87

5. Die über diesem Aufsatz abgebildete Figur von der Luynesschen Lekythos
in einer Technik die abweichend von der älteren schwarzfigurigen16 scheinbar Bronze
nachahmt, in einem Stil der zur Zeit der Inschrift stimmt und in einer Stellung der die
sonderbaren Standspuren der hierneben abgebildeten Basis 17 er-
klärt, indem das kleine tiefe Loch hinten den Zapfen der Zehen
vom rechten Fufs aufnahm, der die ganze Last des Körpers trägt,
und die gröfsere, flache, minder scharf umrissene Vertiefung
vorne, zur Aufnahme der linken Fufssohle bestimmt war; in
einer Lage ferner wie sie Pausanias und in einem Schema wie
es Plinius beschreibt; ein Motiv endlich wie es sich nicht besser
als durch die That des Hermolykos, der sich Barbaren gegen-
über den Preis der Tapferkeit errang, erklären läfst.
Einzelne oder mehrere dieser Nachrichten zu verbinden, andere fortzulassen,
ist Willkür und nicht zu vertheidigen und der Schnitzer, den wir Pausanias zur Last
legen, ist nicht schlimmer als so mancher den er begangen, wie auch Plinius nicht
hier allein eine irreleitende Übersetzung aus dem Griechischen geliefert hätte.
Und dabei ist der Gewinn, den wir für das Verständnis von Stellung und
Bedeutung des Künstlers erwerben, nicht unbedeutend.
Zunächst fällt das Datum, das man aus Pausanias gefolgert und das für


16) Brunn, Probleme in der Geschichte der Vasen-
malerei S. 53, meint, dafs »dort das aus einigen
rothfigurigen Vasen strengeren Styls bekannte
künstlerische Motiv eines Hektor (Overbeck,
Heroengail. 19, 3 u. 4, jetzt vollständig bei Ro-
bert, Scenen der Ilias und Aithiopis, 15. Halli-
sches Winckelmannsprogramm) ziemlich unver-
ändert für eine schwarze Figur mit eingezeich-
neten Contouren verwendet ist«. Die »Verän-
derung« ist nicht ganz so unbedeutend, denn
auch abgesehen von den Pfeilen, die bei Hektor
selbstverständlich fehlen, sinkt Hektor immer
tödlich getroffen, wehrlos nieder, die schwarze
Figur dagegen wehrt sich noch im Niedersinken,
was nicht nur in der Haltung des rechten Arms,
sondern in der Lage des Körpers sich ausspricht
und das Wesen der Bewegung gänzlich verändert.
Die Technik der Lekythos bleibt immerhin
selten. In Stil und Technik genau überein-
stimmend kenne ich nur eine Lekythos aus
Neapel no. 2438, auf Seite 188 nach Photographie
abgebildet: »ein bärtiger Mann, unterwärts be-
mäntelt, um den Kopf eine Tänie (mit Spitze),
stemmt die Rechte in die Seite, lehnt sich mit
gekreuzten Beinen auf einen Knotenstock und
schaut auf den vor ihm stehenden Plahn herab.
Vor ihm hängt eine Leier (mit dem Plektron
am Bande), hinter ihm ein Ring mit Palästra-

geräthschaften, um ihn herum unleserliche In-
schriften« (Heydemann). Beide haben die Kör-
pertheile schwarz mit dunkeln Linien der Innen-
zeichnung; Gewand oder Waffen u. s. w. in
Umrifszeichnung und ganz ähnliche Formen.
Nicht so nahe in der Form, wahrscheinlich von
einer jüngeren Hand, aber wohl aus derselben
Zeit, da die Technik dieselbe ist, ist das Bild
des Glaukon mit der schwarzen Chlamys, das
Studniczka (Jahrbuch II S. 163) abgebildet hat,
denn auch hier ist in der schwarzen Farbe des
Mantels, die Innenzeichnung mit dunkler Farbe
aufgetragen. Glaukon, der im Jahr 432 vor Ker-
kyra befehligte, mufs Zeitgenosse des jüngeren
Hermolykos sein.
I7) Michaelis, Mittheilungen aus Athen I Taf. XVI.
Fig. 5 S. 289. Ein Versuch mit dem lebenden
Modell, das ich mit Herrn Director Aug. Allebc
und Herrn Bildhauer Prof. F. Leenhoff anstellte,
lehrte zunächst die Möglichkeit auf dieser Basis
eine lebensgrofse Figur in der geforderten Stellung
aufzustellen und weiter, dafs die Figur quer über
die Basis zu stehen kommt, so dafs die Lanze
und die Pfeile ungefähr dem Diagonal parallel
sind und binnen der Vorderseite bleiben. Die
Ansicht wie sie die Lekythos giebt hatte man
von der linken Ecke aus, von der rechten die
Vorderansicht.
 
Annotationen