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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Mayer, Maximilian: Mykenische Beiträge, 2, Zur mykenischen Tracht und Cultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0201
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Mayer, Mykenische Beiträge II.

191

Bekrönung der Mastbäume suchen. Wohl aber wird auf ägyptischen Schiffsbildern die
halbe Figur eines schleudernden Kriegers sichtbar, der oben im Mastkorb sitzend
zu denken ist. Es genügt auf Wilkinson, Männers2 II No. 409 zu verweisen. Leider
fehlen unter den Mykenischen Bildwerken bis jetzt noch die Kriegsschiffe. Doch
hat AristonoÜos, wenn nicht Alles trügt, einer Vorlage dieser Culturepoche noch ein
anderes Moment mit mehr oder weniger Verständnifs entlehnt. Hinter dem Kyklopen
sieht man ein auf hoher Stange ruhendes, breites Gestell von Flechtwerk oder Holz.
Ich errathe nicht, auf Grund welcher Analogien der Herausgeber (R. Förster, Annali
1869 S. 159) hierin ein Wandgestell6 zur Aufnahme von Lebensmitteln, wie Milch-
oder Käsetöpfen zu erkennen vermochte. Dafs diese Erklärung aber das Richtige
treffe, glaube ich aus der schönen Nadel des trojanischen Schatzes (Schuchhardt2
No. 60) schliefsen zu müssen, welche ein solches, zum Einrammen in die Erde be-
stimmtes Wandgestell für Töpfe imitirt und sonst ganz unbegreiflich bleiben würde7.
Natürlich ist dieses tragbare ITausgeräth gleich den Pilgerflaschen und manchen
andern tragbaren Stücken als Überbleibsel eines längeren Nomaden- oder Wander-
lebens zu verstehen.
Von einem auffallenden Symbol habe ich in dieser Besprechung oft beschrie-
bener Bildwerke schweigen dürfen: der Doppelaxt, welche auf den verschiedenen
Ringen erscheint. Sie steht, wie schon der Goldring von Vaphio lehren kann und wie
wir nunmehr deutlicher sehen, zu den Darstellungen selber in keiner Beziehung.
Sie ist unorganisch wie ein Stempel den Bildern aufgedrückt und kann, zumal sie
auch selbständig, mit dem Stierkopf verbunden, vorkommt (Schliemann, Mykenä
No. 329. 330. 541 p. 252 und 412 der deutsch. Ausg.), nur in dem längst bekannten
Sinne aufgefasst werden, als heiliges Symbol der westlichen, in dem Cult von Mylasa
sich zusammenfindenden Kleinasiaten, als Zeichen des Labraundischen Götzen, der
in Kreta stierköpfig war und — von Xaßpuc Axt — Xaßpuvihoc geheifsen haben mufs,
bevor man den Namen seines Hauses zu XotßupivDo? entstellte. Auch wenn dieses
Symbol, das auf mehreren Ringen zu einem vierschneidigen stilisirt ist, zu pro-
fanen Zwecken entlehnt wäre, würde es für uns wenigstens die Bedeutung haben,
den geographischen Bereich einzuschränken, in welchem die vorliegende Kunst
erblühte. Dafs ihr Centrum von den Nil- und Euphrat-Ländern gleich weit ent-
fernt lag, nimmt man wohl ohne Weiteres an8. Hier werden wir nun, we-
nigstens für eine ganze Reihe von Producten, in eine bestimmtere Richtung ge-

G) Vgl. die weiter unten im Text erwähnte Mysten-
Vase.
') Dafs die kleinen Kannen im Mykenischen Stil
bisweilen als blofse Ornamente Vorkommen, ist
kein Widerspruch. Als noch weniger stichhaltig
würde ich den Einwand betrachten, Natur und
Zweck der Haarnadel bringe den Stab mit sich
und erlaube keinen Schlufs auf das Aussehen
des imitirten Gegenstandes: dann würde man
bei modernen Nadeln auch auf die Identificirung

von Pfeil, Lanze, überhaupt der zweckmäfsigsten
Vorbilder verzichten müssen.
s) Trotz der Kefti, die, auch wenn ihr Schurz sich
nicht so sehr von dem mykenischen unterschiede,
nur den östlichsten Punkt des mykenischen Cul-
turbereiches zu bezeichnen brauchten, und trotz
der Astartebilder, welche in den Schachtgräbern
von Mykenä das sind, was die sogen. Kykladen-
idole in den Inselgräbern. Vgl. Köhler, Athen.
Mitth. IX S. 158.
 
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