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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Milchhöfer, Arthur: Dike
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0215
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Milchhoefer, Dike.

205

Die schöne Statue aus Epidauros (Kavvadias, Kaxd/voyoc tou Ksvxp. Mous.
121; Stais, ’Apx- ’Ecpyjp. 1886 S. 256 Taf. 13; Brunn-Bruckmann, Denkm. no. 14; da-
nach unsere Abbildung auf S. 204), in dünnem Chiton, mit dem Wehrgehänge und
dem weiten Mantel darüber, galt bis vor Kurzem als Aphrodite; in der vorjährigen
Münchener Philologen-Versammlung ist sie von A. Flasch für eine bezw. Msöv]
erklärt worden. (Die betreffenden Ausführungen liegen jetzt gedruckt vor unter No. 2
seiner »Vorträge in der archäologischen Section« S. 4 fg. des Separatabzuges, wel-
chen ich der Güte des Verfassers verdanke).
Die erstere Deutung stützte sich auf die sehr äufserliche Ähnlichkeit mit
den Bildungen vom Typus der »Venus Genetrix« und ist bereits von Flasch (a. a. O.)
gebührend zurückgewiesen worden. Unsere Figur zeigt keine aphrodisischen, son-
dern mädchenhafte Formen; der Kopf ist ernst und sinnend gesenkt. Schwert-
band und Scheide als ruhendes Attribut unter dem Himation können weder mit
dem spielenden Motiv der die Waffen des Ares anlegenden Aphrodite (vgl. Ber-
noulli, Aphr. S. 348 fg.) noch etwa mit den alterthümlichen Cultbildern einer »be-
wehrten Aphrodite« zu Kythera, Sparta, Korinth (Bernoulli S. 7) verglichen werden.
Nicht minder aber spricht der Ausdruck, wie der ganze Habitus, die schlichte
Flaartracht und die so klar wie möglich ausgedrückte attributive Bedeutung des
Wehrgehänges auch gegen eine Mänade, welche wir doch ebenfalls nur ganz acci-
dentiell mit dem Messer oder Schwerte ausgestattet finden. Um dem Einwande
der den Bacchen fehlenden, unserer Gestalt so stark aufgeprägten Individualität zu
begegnen, hat Flasch den Namen Meö/j vorgeschlagen, offenbar im Hinblick auf das
in Epidauros befindliche Gemälde des Pausias (Pausan. II, 27, 3). Aber hier cha-
rakterisirt sich Methe ja eben dadurch, dafs sie aus einer Schale trinkt.
Doch vergessen wir nicht, dafs Flasch auf diese Deutung wohl niemals ge-
rathen wäre ohne die schöne Beobachtung, welche wir seinem gewohnten Scharf-
blick verdanken und welche den Ausgangspunkt seines Münchener Vortrages bil-
dete. Die sogen. »Libera« oder »Ariadne« der Glyptothek (no. 112; Clarac 690,
1621) ist eine römische Replik unserer Statue, allerdings mit dem Unterschiede, dafs
sie anstatt des Schwertbandes ein Fell über dem Chiton trägt und somit gewifs dem
bacchischen Kreise zuzurechnen ist. Diese Annahme findet weitere Bestätigung
durch eine ebenda befindliche Bacchusstatue (wie jene aus dem Palazzo Bevilacqua
in Verona stammend; Glypt. n. 108; Clarac 678 B, 1584), welche Flasch als Seiten-
stück erkannte, während ich dieselbe wegen des beigefügten Panthers, der etwas
gröfseren Höhe und der nicht völligen Correspondenz der Bewegungen eher als
Mittelstück zwischen zwei Gestalten betrachten möchte, deren eine in der Figur
no. 112 erhalten wäre.
Nachdrücklicherer Widerspruch aber erhebt sich, wenn Flasch die Münchener
Frauenstatue nun zur Grundlage für die Deutung des Fundstückes aus Epidauros
Dreiverein, welcher als Horen und Töchter der Hesiod Th. 901. Pindar Ol. 13, 6. xVpollodor,
Themis aufserhalb Attikas allgemeine Geltung Diodor, u. s. w. vgl. Roschers Lex. Sp. 2740;
hatte, —• wird Dike dargestellt worden sein. Kultorte dieser Horen in Korinth, Argos u. a. O,
 
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