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Hoffmann, Richard [Editor]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Editor]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,8): Bezirksamt Vohenstrauss — München, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36892#0080

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VIII. B. A. Vohenstrauß.




steinen) gemauert. Ais im 13. Jahrhundert ein Zwinger um das innere Schloß angelegt
wurde, erhielt der Torturm einen Vorbau in Gestalt eines tiefen zweigeschossigen
Torhauses (8). Das Erdgeschoß des Torhauses war in zwei Jochen mit (jetzt aus-
gebrochenen) Kreuzgewölben überdeckt, die durch einen runden Gurtbogen geschieden
waren. Das Obergeschoß war wohl zum Wohnen eingerichtet; es hat kleine recht-
eckige Fenster. Auf der Abbildung der Burg VO. 111 erscheint der Vorbau noch
unter Dach. An der Westseite des Torhauses tief unten zwei Schießscharten von
der Form A in Fig. 38. Der Torbogen des Torhauses ist rund, ohne Abfasung der
Kanten. Er zeigt noch Reste der Blende für die
Zugbrücke. Also war vor dem Torhaus ein Abschnitt-
oder Torgraben. Beim Anbauen des Torhauses wurde
das frühere Fallgitter außer Funktion gesetzt; denn
die Anfänger des Kreuzgewölbes im Erdgeschoß des
Vorbaues sitzen in dem Falz dieses Fallgitters.
Von dem Vorbau des Torturmes führt rechts
eine schmale Pforte in den Zwinger. Links führt vom
alten Torturm eine Tür in den jetzigen Sakristei-
raum (11a), offenbar später eingebrochen, jetzt ver-
mauert und von außen nicht mehr sichtbar. Auf dem
Plan von 1839 ist die Tür noch offen. Geradeaus
aber gelangen wir in den innern Burghof, der teils
von Gebäuden, teils von einer hohen Ring- oder
Alantelmauer umschlossen wird.
Rechts vom Eingang in den innern Burghof er-
hebt sich in der Nordwestecke des inneren Burg-
beringes ein etwas vortretender Mauerturm, nur im
Unterbau und auch hier nur mit seiner westlichen


und nördlichen Umfassungsmauer erhalten (10). Es ist
der ehemalige Fäulturm, später Pulverturm genannt. (Vgl. S. 48—30.) Die unteren
Teile der südlichen und östlichen Mauer dieses Turmes stecken wohl noch in dem
Schutthaufen der Nordwestecke des inneren Burghofes. Die aufgehenden zwei Seiten
des Pulverturms sind außen mit Buckelquadern verblendet, im ganzen noch neun
Schichten; die Quadern der unteren Schichten ohne, die der oberen Schichten mit
Zangenlöchern.

Links vom Eingang steht die Burgkapelle. Sie gehört zu den interessantesten
Resten der Burg. (Grundriß Fig. 32. — Längsschnitt und Querschnitt Fig. 33 u. 34.
— Details Fig. 33 u. 36. — Ansichten Fig. 31 u. 37,. Tafel II.) Schon oben (S. 38)
wurde erörtert, daß die Kirchweihe, welche Bischof Otto von Bamberg 1124 in
Leuchtenberg vornahm, sich vielleicht auf eine Burgkapelle bezog. Wo diese, mög-
licherweise 1124 geweihte Burgkapelle sich befand, wissen wir nicht. Denn alles
aufgehende Mauerwerk der innern Burg gehört, mit Ausnahme eines Restes am
Bergfried, bereits der Gotik an. So ist denn auch die Kapelle durchaus gotisch.
Aber sie ist .kein einheitlicher Bau, sie stammt vielmehr aus zwei verschiedenen
gotischen Perioden. Der älteren gotischen Periode des 14. Jahrhunderts, welcher die
heutige Anlage der ganzen inneren Burg ihre Entstehung verdankt, gehört die nörd-
liche Umfassungsmauer und die östliche mit dem rechtwinklig vorspringenden, ein-
gezogenen Chor an. Beide sind Bestandteile der Ringmauer, und der Chor bildet
das Erdgeschoß eines Mauerturmes. Ringmauer und Turm sind mit Granitquadern,
 
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