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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0124

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I IO

KREIS BÜDINGEN

zu lesen ist. Ein Wappenschild, rechts oben von der Figur, zeigt ^ ^
eine Hand mit drei Disteln und Distelblättern. Auf dem äussern Rand
des Steines ist in Minuskeln die Schrift ,1111113 tU. fl'ytuartcfmio OCtabu
eingehauen, d. h. anno 1478, da nebenstehendes Abkürzungszeichen
vor septuagesimo, nach Charakter der Buchstaben, Tracht der Figur
u. dergl., nur für das 15. Jahrhundert gelten kann. Der Name fehlt.
Sammlung des Im Besitz des Prinzen Alfred von Ysenburg und Büdingen befinden sich

von^senburg verschiedenartige, ausgewählte Kunstgegenstände und Altertümer. Besonders wertvoll
und Büdingen j-gj ejne Sammlung ysenburgischer Münzen aus den frühesten bis in die spätesten
Zeiten, die ausser einzelnen z. Z. nicht erhältlichen Unica keine Lücken hat und
in solcher Vollständigkeit wohl nirgends sonst anzutreffen ist. Bemerkenswerte
Teile der Sammlung sind ferner Porzellan- und Glaswerk, viele alte Uhren,
darunter mehrere Prachtstücke, eine Anzahl schöner Fächer, Nippsachen, Waffen,
sodann mehrere gute Truhen, Kassetten u. dergl. Einige kleine Gemälde von
Seekatz, Riedinger u. A. schmücken die Wände.

»Der Ritter« Ein eigenartiges Schmuckstück, ein Werk der Silberschmiedkunst aus der Mitte

des 17. Jahrhunderts, ist Eigentum der schon im 15. Jahrhundert in Büdingen be-
stehenden Körperschaft der Schützengesellschaft; es besteht aus einer langen silbernen
Kette mit herzförmiger Kapsel, sowie mehreren kleinen Anhängseln und heisst »der
Ritter«. Derselbe wird von Jahr zu Jahr demjenigen Schützen als Ehrengabe ver-
liehen, der am dritten Pfingstfeiertag den besten Schuss aufzuweisen hat.

Die Schützen von Büdingen empfingen nach uraltem Brauch und Herkommen für ihre
Schiessübungen und Dienste bei Bewachung der Stadt bestimmte Geldbeträge teils zum Schützen-
wein«, teils für »Hosstuch, Rock- und Kappentuch«, teils zur Feier % aufSandt Bestgistag« S. 87,
sowie zur Beteiligung an auswärtigen Schiessen u. dergl.*) Auch unterhielt die Stadt das Arm-
bruster- und Schützenhaus (S. 93).

Auch die Verleihung der Kette an den zeitweilig besten Schützen beruht auf
Jahrhunderte altem Brauch. Schon 1579 stellen Schützenmeister und Schützen zu
Büdingen das Ansuchen, dass »weil die Schuetzenketten vorhin durch eine Person
vereussert worden .... ein ander Ketten gemacht werden soll«.

Ein Bild des Schmuckstücks, etwas über halbe wirkliche Grösse, giebt Fig. 58.
Der ganze Ritter wiegt »28^2 Loth gut Silber«; Kette nebst Kapsel sind ungefähr

*) Ges. Archiv zu Büdingen, in den Bürgermeister-Rechnungen und in den Akten über Schützenwesen.
 
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