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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0126

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I I 2

KREIS BÜDINGEN

i m lang; erstere hat 71 grosse, glatte Ringe von 25 mm äusserem Durchm.; sie
endigt in einer kleinen Agraffe, in Gestalt einer geflügelten Figur, an der mittels
kleiner Kettchen die herzförmige Kapsel und die übrigen Anhängsel befestigt sind.
Die Kapsel schmückt auf der Vorderseite das Bild des Ritters Georg, mit der
Umschrift VK ■ IK • ISM • HS • PS • BK. Die Rückseite zeigt zwei Schilde mit dem
ysenburgschen und dem städtschen Wappen, darüber zwei sich küssende weibliche
Gestalten: Gerechtigkeit und Friede mit ihren Abzeichen, dazu die Umschrift:
DER FRIED VND DIE GERECHTICHKEIT SICH FREVNDLICH KVSSEN
ALLEBEID WO ES IN EINEM LÄNDT~SO STEHT ALL GLVCK VND HEIL

DASELB INGEHT. Unter den Schilden ist zu lesen: Die Kapsel, die

durch Aufschrauben eines Stifts geöffnet wird, enthält urkundliche Aufzeichnungen
über die Träger des Ritters, Beschreibung desselben u. A. m. Die Zeichen des
Silberschmieds u. dergl. fehlen. An Seitenkcttchen hängen eine kleine Büchse und ein
Hirschfänger. An ersterer liest man: St. 11. 9Tc. Bäqcz w id &■ S. 91t.
am letzteren: St. %. e)JD\.it und oB: 9lL. aJCnopj; \S\g. Es sind die Namen des
jeweiligen Stadthauptmanns, Oberschützenmeisters u. dergl., welche die Anfertigung
dieser beiden kleinen Anhängsel bestellten. Ein an der Agraffe befestigtes Kettchen
trägt eine 34 mm grosse silberne Denkmedaille mit der Umschrift: BR2IR0 F2LRSS •
Zä ■ YS€fiB2IR6 • ÖÜD ■ BäDffi66ß und dessen Wappensigel. Auf der Rück-
seite steht: Hauptschiessen Pfingsten 1879.
städtischer Die Stadt selbst besitzt auf dem in Rede stehenden Gebiete, als einzigen

Schrank

Gegenstand, einen im Amtszimmer des Bürgermeisters im Schulhaus am Marktplatz
befindlichen Schrank von 1664, der aus tannenem Rahm werk und geschnitzten
Hartholzverzierungen besteht und durch einen in den letzten Jahren angebrachten
gelben Oelfarbanstrich verunstaltet ist.
Glocken Im Dachraum desselben Hauses hängen zwei Glocken, welche im Turm der

ehemaligen Karlspforte aufgehängt gewesen waren (S. 97). Die grössere derselben
ist 1817 von Bartels in Frankfurt gegossen. Die kleinere Glocke hat 38 cm unteren
Durchmesser, 3 1 cm Höhe und folgende, in erhabenen gotischen Minuskeln gegossene
Umschrift: Ölt 2 Ödl! 2 fthtt 2 flt£ 2 Uli»? 2 lliaVia i Sie kann nach den Schriftzeichen
in die Zeit um die Mitte des 15. Jahrhunderts gesetzt werden und ist ohne Zweifel
das alte in den Stadtrechnungen erwähnte »kleine Glöcklein«.

Die in dieser Inschrift, gleich wie bei andern mittelalterlichen Abendglocken bekundete
Marienverehrung ist vermutlich auf den alten, frommen Brauch zurückzuführen, beim Abendläuten
ein dreimaliges Ave Maria zu beten.*)

Im neuen Gymnasiumsgebäude befindet sich eine kleine Glocke, welche aus
dem früheren Gymnasium in der Schlossgasse (der ehemaligen lutherischen Kirche,
S. 49) herübergebracht ist, vordem aber im Turm der Stadtkirche aufgehängt gewesen
sein soll. Die Glocke hat 48 cm unteren Durchmesser und trägt die Inschrift:
ANNO {762 GOS MICH IOHANN GEORG SCHNEIDEWIND IN FRANKFURT.

*) Otte, Glockenkunde, S. 39.
 
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