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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0131

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DAUERNHETM

117

Die Kirche liegt malerisch auf einer Anhöhe oberhalb des Ortes. Sie besteht
aus einem einschiffigen Langhaus von 18,4 m auf 9,9 m, dem Chor von 12 m auf
7,7 m, dem Turm von 6,3 m im Geviert und einer Sacristei von 5,2 m auf 4,0 m,
die beide neben einander an der Nordseite des Bauwerks, dem Schiff, bezw. dem
Chor angereiht sind. Ein äusseres Bild der Kirche, von der Nordostseite gesehen,
zeigt Fig. 59.

Schiff und Turm der Kirche stammen in der Hauptsache aus der Mitte des
13. Jahrhunderts. Dies bekunden die frühgotischen Formen und Gliederungen
beider, nämlich: an der Westseite des Schiffes das spitzbogige Hauptportal mit
dem umrahmenden, charakteristischen Profil, darüber die dreiteilige Lanzettfenster-
Gruppe von einfacher aber wirksamer Form, in dem steilen Stein-Giebel das kreis-
runde Fenster und die schmalen zum Teil noch rundbogigen Fensterchen in den
Hochwänden der Nordseite des Schiffes, sowie dessen Dachsims; nicht minder am
Turm die spitzbogigen Doppelfenster im obersten Stock, an dessen nordöstlicher
Ecke eine steinerne Tiergestalt vorspringt, ferner die Kaffsimse der unteren Ge-
schosse desselben und die niederen Strebepfeiler daran. Der hölzerne Turmhelm
ist von den Spitzen und Fusspunkten der vier Dreiecksgiebel in die achtseitige
Pyramide übergeführt. An der Südseite der Kirche ist nur eines der ursprünglichen
Fensterchen, ähnlich denen der Nordseite erhalten; alle übrigen Fenster dort haben
spätgotisches Masswerk und gehören, gleich der Eingangsthür an dieser Seite,
welche mit zierlichem im Scheitel und an den Bogenanfängern sich kreuzenden Stab-
werk umrahmt ist, der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an.

In diese Zeit muss auch der Chor, sowie der Sakristeianbau gesetzt werden,
deren Fenster durchweg mit Fischblasenmasswerk versehen sind. Der Chor ist
nach 5 Seiten des regelmässigen Achtecks gestaltet; im Innern überspannt diesen
polygonalen Teil ein Sterngewölbe, den anschliessenden Teil gegen das Schiff ein
einjochiges Kreuzgewölbe. Die Plohlkehlenrippen schneiden sich an den teils
runden, teils achtkantigen ausgekragten Eckdiensten an. Den Schluss des Kreuz-
gewölbes bildet ein mit Blattwerk verzierter, offener Ring. Die nächstfolgende,
mittlere Rippenkreuzung des Steingewölbes ist ebenfalls mit Blattwerk, die Haupt-
kreuzung im Mittelpunkt des Sternes dagegen mit dem auf Wolken schwebenden
steinernen Brustbild einer Figur, vermutlich der Schutzheiligen der Kirche, geschmückt,
welche in der linken Hand ein Buch und auf dem Haupt eine Krone trägt und
in den Wolken schwebt. An der Südwand des Chors sind zwei Nischen angebracht.

Der vom Chor ins Schiff führende Triumphbogen, 4,35 m weit, hat keine
Profilierung ausser einigen Resten eines Kämpfergesimses, welche noch aus der
ersten Bauperiode des 13. Jahrhunderts zu stammen scheinen.

Das Schiff hat eine wagerechte Balkendecke. In der südöstlichen Ecke des
Raumes steht die Kanzel. Holzemporen sind an der West- und Nordseite des
Schiffes, sowie an der Nord- und Ostseite des Chores, wo sich die Orgel befindet,
angebracht und zwar, nach einer im Holzwerk eingeschnittenen Inschrift: IM IAHi
NACH CIRISTI GEBVRT. ANNO. 1697. Dieselbe Jahreszahl ist im Sturz eines
rechteckigen Fensters in der südlichen Mauer des Schiffes eingehauen.
 
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