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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0150

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ENGELTHAL

135

Orgel und Kanzel haben das Gepräge vom Anfang des vorigen Jahrhunderts. Ausrüstung und

v Hilderschmuck

Ein guter Kruzifixus über der nördlichen Thüre, eine Maria mit dem Christus-
kind und Heiligenfiguren auf Konsolen bilden den Schmuck der Wände. Von
geringem Kunstwert sind die auf den Brüstungen der Emporen aufgemalten bib-
lischen Bilder. Die Hand eines tüchtigen Meisters bekunden dagegen die Decken-
gemälde ; besonders wirkungsvoll, wenn auch etwas verblasst, erscheint das Haupt-
bild, welches einen von Säulen getragenen, offenen Kuppelraum, darüber die
Krönung Maria im Himmelsraum darstellt. Das Bild hat die Jahreszahl 1730.
Mehrere alte Gemälde aus den Zeiten des Klosters werden noch im Pfarrhaus
aufbewahrt.

An demselben Ort werden ausser mehreren Missalen einige Kirchengefässe, Kirchen-Geräte

und -Gewänder

eine schöne kupfervergoldete Monstranz, sowie zwei silberne Kelche aufbewahrt.
Der eine derselben, glatt und einfach gestaltet, hat die Inschrift: P. Casparvs
Wiesen ■ Prof ■ Arnsb ■ et ■ p ■ t ■ Praepositvs ■ et ■ Confessarivs ■ in ■ Engelthal ■
Deo ■ obtvlit ■ 1J24. Der andere Kelch ist schön verziert und vergoldet; darauf
liest man : fflvnc ■ Calicvm ■ Cvm ■ Patcna ■ donavit • B • Mariae ■ V- in ■ Valle ■
Augelorum ■ Dna ■ Theresa ■ Werlin ■ Abbatissa ■ ibidem ■ 1J28. Von den im
Pfarrhaus noch erhaltenen kirchlichen Gewändern sind besonders zwei Mess-
gewänder hervorzuheben, die sich durch künstliche Stickerei und Schönheit der
Arbeit auszeichnen. Auf einem dieser Messgewänder ist das Engelthaler Wappen
und die Jahreszahl 1737 eingestickt.

In dem Dachreiter, der die Westseite der Kirche bekrönt, sind drei Glocken Glocken
aufgehängt. Nur eine derselben ist älteren Datums; sie hat folgende, am Hals
derselben beginnende Inschrift: • BENEDICT • SCHNEIDEWIND • GOS • MICH ■
IN ■ FRANCKFVRT + ANO-i6c)2; darunter ist einerseits das Wappen der
Äbtissin Schmidt, sowie der Name JOANNES • ALBERTVS ■ SCHMIDT, andererseits
ein Relief ausgeprägt, das die Verkündigung Mariae zum Gegenstand hat und unter
dem in zwei Zeilen geschrieben steht: AD • MAJOREM • DEI ■ OMNIPOTENTIS
SANCTORVM & ANGELORVM • GLORIAM.

Die Glocke wurde somit in demselben Jahre gegossen, in welchem nach
obigem die Äbtissin Juliana Schmidtin die Kirche wieder herstellen liess.

Ein Teil der ehemaligen Klostergebäude wurde 1864 abgetragen. Gegen Klostergebäude
Mitte dieses Jahrhunderts waren noch vorhanden *) der lange Bau, der Schlaf bau,
der Krankenbau, der Kreuzgangsbau und der Konventbau. Erhalten ist u. a.
noch der lange Bau, jetzt das Pfarr- und Schulhaus, ah dessen oberem aus Fach-
werk hergestellten Stockwerk über der Thüre das Engelthaler Wappen angebracht
und zu lesen ist: ADMODVM ■ REVERENDA ■ ET • REL1GIOSA • DOMINA- DNA •
CATHARINA • MVNTZERIN • DE • WVRTZBVRG • ABBATISSA • IN • VALLE ■
ANGELORVM • ^666. Von einer anderen Inschrift, die in der Holzbekleidung
der. Balkenköpfe eingeschnitten ist, sind die Worte: • • • • FIERI • CVRAVIT
SEXENTESIMO SEXAGESIMO • SEXTO zu entziffern. Im Schlafbau waren um
die Mitte dieses Jahrhunderts **) noch die Schublöcher zur Überwachung der Nonnen

*) Nach Dieffenbach im Arch. f. Hess. Gesch. V, Art. XIII S. 34.
*) Ebendaselbst.
 
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