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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0180

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164 KREIS BÜDINGEN

Se'tenaltäre unter dem Lettner, deuten auf getrennten Gottesdienst des Volkes und
der Klostergeistlichen hin. Aus dem Vorhandensein von Kragsteinen an der Innenseite
der Westwand, sowie von Resten zweier Sandsteinsockel im Fussboden, ungefähr
1,80 m davon entfernt, ist zu schliessen, dass hier früher eine Empore angebracht
war.; Neben der nördlichen und südlichen Eingangsthür im Innern findet sich je'
ein steinernes Weihwasserbecken.

Das Backsteinmauerwerk der Gewölbekappen ist in den Anfängen in ziemlich
horizontalen Schichten, und überall in der Dicke von ungefähr 13 cm aufgeführt. Die

Sandsteinrippen greifen
3 cm in die darüber ge-
spannten Gewölbe ein.
Im Äussern liegt der
Dachsims des Hallen-
baues wesentlich nied-
riger a's der des Chores,
da letzterer viel schmäler
als ersterer und der Dach-
first beider in gleicher
Höhe durchgeführt ist.
An der Nordseite führt
eine neuerdings vorge-
baute Freitreppe zur

Lettner - Empore, zu
welcher einst nach vor-
handenen Anzeichen, an
derselben Stelle eine
Thüre von aussen führte.
Die zahlreichen Stein-
metzzeichen der Hallen-
kirche sind auf der vor-
hergehenden Seite unten
abgebildet.

Lettner Der prächtige Lettner besteht aus einer von vier achteckigen Pfeilern getragenen

Reihe von Spitzbogen mit Ornament, Bilderschmuck und reicher Masswerksbrüstung
darüber. Das Mitteljoch der fünf Bogen ist mit einem Sterngewölbchen, die zwei süd-
lichen und die zwei'nördlichen Joche sind mit kleinen Kreuzgewölben überspannt. Die
Rippen derselben, sowie die Gliederungen der abschliessenden Spitzbogen schneiden
sich an den etwas ausgehöhlten Seitenflächen der Schäfte an. An der Rückwand
des äussersten, nördlichen Lettnerjoches bemerkt man unter den Rippenanfängern
zwei Wappenschilde, der eine durch drei aneinander gehängte durchbrochene Rauten
quer geteilt, der andere mit dem Abzeichen derer von Riedesel. Die Schlussteine
der vier Kreuzgewölbe, am südlichsten beginnend, sind mit den Bildwerken eines
nackten Mannes mit der Rute, der Himmelskönigin mit dem Christuskind, eines
Mönches in Kutte mit knieendem Hirsch, und in letzter Reihe mit einer Blattwerk-
 
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