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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0231

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NIDDA

215

»die ruinösen Mauern der Stadt überlassen.« Von den Leichensteinen der »viel
ehrlichen Leut, so in solcher Kirche begraben (1665),« waren um 1700 noch
vorhanden*) das mit den Wappen von Ziegenhain-Nidda und Braunschweig versehene

Denkmal von Nomina 9Cvjnc*j öe 25run*tlu0 Comittffa in gtgenftatn et in

BiüOa t W7/ ferner der Grabstein von JOH. PISTORIUS, SUPERINTENDENS
ZU NIDDA y {585 u. A. m. Auch diese sind längst verschleppt.

Nur der Kirchturm blieb verschont. Sein herrliches Geläute besteht aus Glocken
drei Glocken. Die grösste derselben wurde durch Umguss einer älteren Glocke
162g hergestellt, nachdem dieselbe bei der Plünderung der Johanniterkirche
während des braunschweigischen Einfalls von den Soldaten zerschlagen worden
war. Die Inschrift, welche am Hals der Glocke zwischen zwei zierlich orna-
mentierten Leisten eingegossen ist, lautet: ANNO * CHRI * MDCXXIX ■>
WARD <- DIESE * GLOCK ZV > NIDDA * GEGOSSEN "*> J ^ R R > A "*>
H * Z * R ^ N <► L *S L *F *<>J ^ S ^<>J W ■> B V -Ausserdem**) ist
auf der Glocke angebracht: 1) das Gepräge des ältesten Niddaer Sigels, welches
ein Stadtthor mit 3 Türmen und Zinnen, darunter einen Kreisabschnitt mit
achtstrahligem Stern darstellt und die Umschrift hat: SIGILLVM • GTvI<!101 •
DÖ ■ MITHQHG Hb: 2) Vorderseite eines Reichsthalers von 44 mm Durchm. mit
dem Bildnis des damaligen Landesfürsten D : G : GEORGIVS : HASSIAL ■
LANDGRAVIVS : COM : IN • C • von 1627; 3) Rückseite eines untei dessen
Vater Ludwig dem Getreuen geprägten Reichsthalers von 43 mm Durchm. mit
dem Hessischen Wappen und der Umschrift: IN ■ TE ■ DOMINE • CONFIDO •
\ 625. Ferner sind an der Glocke mit eingegossen zwei Giesserzeichen, nämlich
ein Glöckchen mit der Umschrift: CLAVDE • BROCH AR in einem Oval von
42 auf 33 mm, sowie ein etwas grösseres Glöckchen in verschnörkeltem Schild.
Auf der mittleren Glocke liest man: LAVDO • DEVM ■ VERVM • SATANVM •
FVGO • CONVOCO ■ CLERVM • STEFAN • GOS • MICH • ANNO • \5{$. Die
Inschrift der kleinsten Glocke: V ■ D • M ■ I • AE • {572 • besteht aus den Anfangs-
buchstaben des bekannten Spruches: Vcrbum Domini Manet In Aetcmum.

Die Kapelle zu Nidda ist zuerst erwähnt in einer Urkunde von 132 1 ***) inhalts Kapelle

v ' in der Stadt

deren die Brüder des Johanniter Ordens, Eberhard von Kestenberg, Helferich von

Rüdigheim und Konrad von Frankenstein, Komthur zu Nidda, geloben zwischen

»hie« (Allerheiligen) und S. Johannistag »ein altar zv machen in der Capellen zv

Nidda der sal gewihet werden in vnser vrruwen ere.« Diese Marienkapelle f)

heisst 1464 und späterhin Katharinenkapelle, seitdem der Mockstädter Kanoniker

Heinrich Pfleger in dem genannten Jahre der h. Katharina daselbst einen Altar stiftete.

Ludwig Döring übergab dem Bau derselben Kapelle seinen Hof zu Langd, kraft eines
Schenkungsbriefes von 1483.

Später ist öfters der Frühmess-Altar der Kapelle erwähnt.

*) Winkelmann, Beschr. d. Fürstent. Hessen u. Hersfeld, S. 103 f.
**) Vorhergehende Anfangsbuchstaben bezeichnen die Namen vonjoh. Reinh. Ruppel, Amtmann. — Hartmann
Zang, Rentm. — Nikol. Linker, Stadtschulth. — Ludwig Faber. — Joachim Seger (beide Pfarrer). — Joh, Wagner,
Haumeister. Vergl. die Namen auf den beiden Glocken der Stadtkirche, S. 21g.

***) Grossh. Haus- u. Staats-Arch. zu Darmstadt, woraus aucli die Nachrichten über den Kirchenbau herrühren.
+) Würdtwein, Dioec. Mog. III, S. 95 u. 97.
 
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