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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0246

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OBER-MOCKSTADT

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Einfache, hölzerne Emporen sind an den vier Seiten angebracht. Die Kanzel
steht an der Ostwand über dem Altar, die Orgel gegenüber auf der westlichen
Empore. Die Kirchenbänke haben geschnitzte Verzierungen.

An den Mauern der Kirche und des Kirchhofs sind alte, teils abgetretene, Grabsteine
teils verwitterte Leichensteine aufgestellt. Die ältesten derselben haben Inschriften
in spätgotischen Buchstaben, welche die Namen von Stiftsgeistlichen 33dtJfinitßjS •
%Zt&£t, t 1502, $CmanbUS- jfßJJ^t, Altarist, t 1518, welche mit dem Kelch,
bezw. mit Kreuz und Kelch, abgebildet sind, sowie von ^jfoljs . 4*üijßt, Scholastiker,
i" 1503, erkennen lassen. Aus dem Ende des 16. sowie aus den folgenden Jahr-
hunderten datieren die mit längeren Inschriften in lateinischen Buchstaben ver-
sehenen Grabsteine *) von HENRICVS • CRATO, dem ersten Pfarrer augsburgischen
Bekenntnisses zu Mockstadt, Heinrich Kraft, f 1591, sowie der Pfarrer JOHANNES •
MICKELIVS- t 1681, JOHANNES • NAVMANN •, f 1709 und CHRISTOPHERVS ■
GOTTLOB • SCHWARZ-, f i?75-

Im Turme sind 5 Glocken aufgehängt. Die grösste Glocke hat eine zwei- Glocken
zeilige Inschrift, von der wegen mangelhaften Gusses nur Folgendes zu entziffern
ist: 1. Zeile, . . . MOGSTAT ■ MENSE SEPTEM (BRI) • CONFLATA • SVB •

PASTORATV ■ JOHANNIS • NAVMANN......2. Zeile, IN • GOTES • NAMEN '

FLO(S • ICH • IOHAN)N • IACOB • RVINCKER • VON • ASLAR ■ GOS • MICH ■
Darunter steht die Jahreszahl 1692.

Die Elfuhr-Glocke hat die einfache Formbildung und die sonstigen Merkmale
sehr früher Zeit. Auf deren Entstehung etwa in dem ersten Drittel des 13. Jahr-
hunderts lassen Linienzug und Herstellungsweise **) der Inschrift

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schliessen, deren primitive Majuskeln von 35 bis 38 mm, unmittelbar aus Wachs-
fäden geknetet, dem Glockenhemd aufgeklebt und mit diesem geschmolzen sind,
daher im Guss erhaben erscheinen. Die Glocke misst in der Höhe 1,10 m mit
der Krone, 9,88 m ohne diese und hat 0,95 m unteren Durchmesser.

Die Totenglocke und das Pfaffenglöckchen, erstere 0,65 m, letzteres 0,50 m
hoch (ohne Krone), und ungefähr gleich weit unten wie hoch, haben keine In-
schriften, aber die glatte, schlanke Form der Frühzeit, stark ausladenden Kranz
und hohe Haube.

*) Die vollständigen Inschriften in: Evangel. Bl. XVI, No. 44, Mainz 1879.
**) Vergl, Schünermark, Zeitschr. f. Bauw. 1889, S. 26. — Die Abkürzung vor Donatus steht für aigue,

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