RINDERBÜGEN
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Kollekte in der Grafschaft Ysenburg bewilligt und begonnen, sodann 1749 nach
Einreichung eines »Abrisses« zur Wiederherstellung der Kirche fortgesetzt, worauf
1752 Kirche und Turm baulich ausgebessert werden konnten. Auch in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts erfolgte eine teilweise Wiederherstellung des Bauwerks.
Das Kirchlein zu Rinderbügen besteht aus einem
kleinen einschiffigen Langhaus und schmäleren rechteckigen
Chor, beide mit Satteldächern überdeckt. Aus dem First
des etwas höheren Daches über dein Schiff steigt ein acht-
eckiges Glockentürmchen mit spitzem Helm empor. Das
unscheinbare Bauwerk ist architektonisch beachtungswert
wegen seines ziemlich hohen Alters, dessen unverkennbare
Merkmale sich am Chor vorfinden, nämlich ein schlankes,
einfaches Spitzbogenfenster an der Südseite und ein doppeltes
(Fig. 134) mit der frühesten Form von gotischem Masswerk,
welche anfangs der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderls,
also mehr wie 100 Jahre früher als die erste urkundliche
Erwähnung von Rinderbügen zu setzen sind. Dieser Zeit
gehörte somit die alte Kapelle des Dorfes an. An der
Nordwand im Chor und Schiff sind zwei rundbogige Mass-
werksfenstcr der Renaissance eingemauert (Fig. 135) und
diese, sowie die an einem Quader der nordöstlichen Ecke
des Schilfes eingehauene Jahreszahl 1622, bekunden, dass
damals ein Neubau der Kapelle stattfand. Aus derselben
Zeit scheinen auch die zugemauerte Rundbogenthür der
Nordseite und die Thür gleicher Form der Westseite her-
zurühren. Über letzterer bemerkt man Spuren eines älteren
Spitzbogenfensters.
Der Innenraum des Kirchleins erscheint sehr einge-
engt durch hölzerne auf den drei Seiten angebrachte
Emporen. Die auf dem westlichen Bühnenboden stehende
Orgel, welche in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ge-
kauft und hierher verbracht wurde, ist mit plumpem Spät-
Barock-Ornament, mit musizierenden Engelchen und dem hessischen Wappen dieser
Zeit geschmückt.
Von den im Glockentürmchen aufgehängten Glöckchen gehört eines der Glocken
Neuzeit an. Das andere, von 43 cm unterer Weite, entbehrt der Inschrift, allein
die am Glockenhals eingegossenen Bindfadenreifchen, sowie Faltenwurf und Tracht
des kleinen Bildwerks der Maria mit dem Christuskind, lassen auf die Entstehung
in gotischer Zeit schliessen.
Fig. 134. Rinderbügen,
Fenster der Kirche.
Fig. 135- Rinderbügen.
Fenster der Kirche.
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Kollekte in der Grafschaft Ysenburg bewilligt und begonnen, sodann 1749 nach
Einreichung eines »Abrisses« zur Wiederherstellung der Kirche fortgesetzt, worauf
1752 Kirche und Turm baulich ausgebessert werden konnten. Auch in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts erfolgte eine teilweise Wiederherstellung des Bauwerks.
Das Kirchlein zu Rinderbügen besteht aus einem
kleinen einschiffigen Langhaus und schmäleren rechteckigen
Chor, beide mit Satteldächern überdeckt. Aus dem First
des etwas höheren Daches über dein Schiff steigt ein acht-
eckiges Glockentürmchen mit spitzem Helm empor. Das
unscheinbare Bauwerk ist architektonisch beachtungswert
wegen seines ziemlich hohen Alters, dessen unverkennbare
Merkmale sich am Chor vorfinden, nämlich ein schlankes,
einfaches Spitzbogenfenster an der Südseite und ein doppeltes
(Fig. 134) mit der frühesten Form von gotischem Masswerk,
welche anfangs der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderls,
also mehr wie 100 Jahre früher als die erste urkundliche
Erwähnung von Rinderbügen zu setzen sind. Dieser Zeit
gehörte somit die alte Kapelle des Dorfes an. An der
Nordwand im Chor und Schiff sind zwei rundbogige Mass-
werksfenstcr der Renaissance eingemauert (Fig. 135) und
diese, sowie die an einem Quader der nordöstlichen Ecke
des Schilfes eingehauene Jahreszahl 1622, bekunden, dass
damals ein Neubau der Kapelle stattfand. Aus derselben
Zeit scheinen auch die zugemauerte Rundbogenthür der
Nordseite und die Thür gleicher Form der Westseite her-
zurühren. Über letzterer bemerkt man Spuren eines älteren
Spitzbogenfensters.
Der Innenraum des Kirchleins erscheint sehr einge-
engt durch hölzerne auf den drei Seiten angebrachte
Emporen. Die auf dem westlichen Bühnenboden stehende
Orgel, welche in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ge-
kauft und hierher verbracht wurde, ist mit plumpem Spät-
Barock-Ornament, mit musizierenden Engelchen und dem hessischen Wappen dieser
Zeit geschmückt.
Von den im Glockentürmchen aufgehängten Glöckchen gehört eines der Glocken
Neuzeit an. Das andere, von 43 cm unterer Weite, entbehrt der Inschrift, allein
die am Glockenhals eingegossenen Bindfadenreifchen, sowie Faltenwurf und Tracht
des kleinen Bildwerks der Maria mit dem Christuskind, lassen auf die Entstehung
in gotischer Zeit schliessen.
Fig. 134. Rinderbügen,
Fenster der Kirche.
Fig. 135- Rinderbügen.
Fenster der Kirche.