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Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0287

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SCHWICKARTSHAUSEN

267

Das schlichte Gotteshaus besteht aus Turm, Langhaus und Chor. Letzterer
ist über 5 Seiten des regelmässigen Achtecks errichtet und 1,6 m schmäler als
das 6 m weite Schiff. Die Ge-
samtlänge beträgt innen rund 20 m.
Das gemeinsame Dach, das sich
über Langhaus und Altarhaus er-
streckt, ist über den entsprechend
höheren Aussenmauern des letz-
teren dreiseitig abgewalmt. Die
der Nordseite vorgelegte Treppe
führt zu den Emporen, und diese
umgeben Chor und Schiff der
Kirche, mit Ausnahme eines Teils
der Südseite. An der Mitte der
Westseite ist der Turm vorgelegt,
der aussen 6,0 m im Geviert
misst. Der mit Schiefer gedeckte
alte Turmhelm geht aus der
vierseitigen Grundform mittels
Dachgiebeln in die achtseitige
Spitze über.

Eine romanische Rundbogenthür (Fig. 146) führt in die Turmhalle, welche
augenscheinlich zu den ältesten Teilen der Kirche, vielleicht noch in die Zeit vor
1200, gehört. Durch eine zweite ähnliche Rundbogenthür gelangt man ins Schiff, in
dessen nördlichen und südlichen Aussenwänden einige schmale Spitzbogen fensterchen,
sowie eine Spitzbogenthüre erhalten sind. Diese frühgotischen Bauteile scheinen
aus dem 13. Jahrhundert zu stammen. Das einzige Überbleibsel aus jüngerer,
gotischer Zeit ist ein Masswerks-Fensterchen in der schrägen südöstlichen Chorwand.
Die andern Fenster sind meist mit einfachen rechtwinkligen Steingestellen umrahmt
und bei einem anfangs des vorigen Jahrhunderts ausgeführten Umbau eingesetzt
worden, vermutlich gleichzeitig mit Herstellung der schmucklosen hölzernen Emporen
und der flachen getünchten Decke. An einer der zugehörigen Konsolen ist
die Jahreszahl 1706 eingeschnitten.

Im Innern der Kirche findet sich an der Südwand des Chors das steinerne Grabdenk
Grabdenkmal des Hieronymus von Waiblingen, Sohn des landgräflichen Rates
Rudolf von Waiblingen (S. 199). Das überlebensgrosse Standbild stellt den Ver-
storbenen in Gestalt eines geharnischten Ritters vor, welcher in der Rechten den
Kommandostab, mit der Linken das Schwert hält, auch mit dem Dolch bewaffnet
ist. Zu seinen Füssen liegt der Helm. Das väterliche Wappen, welches gleich
der Helmzier als Abzeichen ein Hirschgeweih hat, ist allein noch erhalten. Das
mütterliche und die beiden grossmütterlichen Wappen fehlen. Am Fussgestell des
Standbilds steht folgende Inschrift: ANNO • DOMINI ■ \5<k\ - DEN • 3 • AVGVSTI ■
DES • NACHTS • VMB • \ ■ VhR • IST■ DER • EDEL • VND • ERNVEST • HIERONIMVS ■
VON • WAIBLINGEN • IN • GOTT • SELIG • ENTSCHLAFEN ■ SEINES • (ALTERS)

Fig. 146. Schwickartshausen^
Westliches Thor der Pfarrkirche.
 
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