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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0294

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WORMS

263

Der westliche Anbau an der Synagoge, die Raschi- Raschikapeiie
kapelle. zeigt zwei spätgotische Kreuzgewölbe, die
durch eine mit einem rosettenförmi°;en Schlussstein
versehene einfache Rippe getrennt sind. Im Norden
sind die einfache Thüre und drei Rundbogenfenster;
der halbrunde Abschluss hat zwei solche Fenster und
dazwischen einen in die Wand eingelassenen steinernen
Sitz, den sog. Stuhl des Rabbi Raschi, dessen Wangen
vornan mit halbrunden Längsrinnen, darüber befind-
lichen kämpferartigen Aufsätzen und kleinen Konsolen
darunter ornamentiert sind.

Ks wird von den Geschichtsschreibern über die
Juden in Worms angenommen, dass der berühmte
französische Rabbi Raschi (geb. 1 105 , f 1180 zu
Troyes) in Worms anwesend und litterarisch thätig
gewesen ist*).

Von Details im Innern sind die zehn Messing- Kunstgewerb-

0 liehe Arbeiten

leuchtet' der Hauptsynagoge und die sechs des Frauen- Messingleuchter
baus, welche dem 17. Jahrhundert angehören dürften,
bemerkenswert. Als Bekrönung tragen sie meistens
den Reichsadler; einer der grösseren hat an dessen
Stelle einen altertümlichen Adler sitzend, auf dem eine
männliche Figur mit dem Blitzstrahl in der Rechten
reitet. Die Adler mit ausgebreiteten Flügeln und einer
reitenden Figur auf zwei anderen Leuchtern in der
Hauptsynagoge, auch ein Adler in der Frauensynagoge
scheinen neueren Ursprungs.

Die Synagoge besitzt eine grössere Anzahl von Vorhänge
gestickten Vorhängen für die heilige Lade (sog. Paro-
ches), sowie gestickte Bekleidungen für die
Thorarollen, welche aus älterer Zeit stam-
men. Von einer alten Tliorctrolle wird Thorarolle
behauptet, sie sei von R. Meier aus Rothen-
burg geschrieben und in wunderbarer Weise
nach Worms gelangt. Das Alter dieser
Rolle lässt sich nach der Gestalt der Buch-
staben und der Art, wie sie geschrieben
ist, mindestens um vier Jahrhunderte zurück-
datiere]!. (Fragebeantw. des Rabb.)

Zwei alte Gebetbücher für die Festtage Handschriften

0 und

(Machsorim) auf Pergament mit hebräischer Miniaturen

Fig. 133. Worms. Synagoge. Quadratschrift geschrieben und mit Miniatur-

Grundriss und Schnitt des Portales vom

Männerbau. maiereien versehen, sind m che romanische

)

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*) Die Beweise bei Dr. L. Lewysohn a. a. O.
 
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