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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0295

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264

KREIS WORMS

Zeit zu setzen. Sie wer-
den in der Raschikapelle
aufbewahrt. Ausserdem
ist ein aus nachmittel-
altriger Zeit stammendes
geschrieben es Gebetbuch,
die täglichen Gebete ent-
haltend, vorhanden und
wird noch beim Gottes-
dienst benutzt. Ein in
Kursivschrift geschriebe-
nes Minhagim-Buch (Buch
der religiösen Bräuche
für die Gemeinde Worms)
aus dem Anfang des
17. Jahrhunderts, Eigen-
tum der Gemeinde, be-
findet sich in der Be-
nutzung des Rabbiners. Ä'1
Pokale Im Besitze des israe- Fig_ w> Worms.

litischen Männerwohlthä- Portal des Frauenbaues.

tigkeitsvereins befinden

sich mehrere kunstvoll bearbeitete Pokale, von denen der
eine aus dem 17., die anderen aus dem vorigen Jahrhundert
stammen, und auf welchen die Namen der jeweiligen Ver-
einsmitglieder eingraviert sind.

Am Brunnen im Hofe der Synagoge ein mittelaltriger
kupferner Kessel. WWmmä
Frauenbad Unter der Synagoge befindet sich das verschüttete

Frauenbad; die Worte »tief grub er bis zum Grunde« in der Inschrift von 1060
werden jedoch wohl einfacher auf das Fundament bezogen. Eine Aufgrabung resp.
nähere Untersuchung der Anlage wäre sehr wünschenswert.
Geschichte und Tjje Tradition schreibt der jüdischen Gemeinde Worms ein hohes Alter zu.

Sagen J

Einer alten Chronik der Gemeinde zufolge sind bereits um die Zeit der Zerstörung
des ersten Tempels durch die Babylonier 588 v. Chr. viele Juden nach Worms
gezogen, denen es in dem reichen Lande so wohl gefiel, dass sie dem Gebote des
Mutterlandes, die drei hohen Feste in Jerusalem zu feiern, trotz eingetroffener Send-
schreiben nicht gehorchten, sondern erwiederten, sie wohnten im gelobten Land,
Worms wäre das kleine Jerusalem, und ihre Synagoge der kleine Tempel. Nach
einer andern Gestaltung der Sage wird die Einwanderung der Juden in Worms
in folgender Weise berichtet. Nicht lange nach Josuas Eroberung, als der Stamm
Benjamin wegen der Unthat an der Frau zu Gibea von den übrigen Stämmen beinahe
aufgerieben worden war, seien tausend Benjamiten, um dem Blutbade zu entgehen,
geradenwegs nach Deutschland ausgewandert und hätten die Gemeinde zu Worms
 
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