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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0015

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IO

KREIS MOSBACH.

Schloss

Das dicht unterhalb der Kirche gelegene Schloss ist ein einfacher, langgestreckter,
zweischossiger Bau, dessen einziger Schmuck das reiche, von Karyatiden flankirte Portal
der Hofseite bildet. Die Jahreszahl 1784 und das Riaucour'sche Wappen legen die
Entstehungszeit des Portals fest, während die Jahreszahl 1717 über dem Hofthor mit
dem Steinbock-Wappen und den Initialen I R V A wohl auf Einen von Adelsheim
als früheren Besitzer des Schlosses hinweisen.

Berchftit

Schildmauer

Palas

BURG DAUCHSTEIN

(Tauchstein)

Unweit des Ortes neckaraufwärts, hoch über der Strasse nach Diedesheim liegt
die Ruine der ehemaligen Burg D auch stein, die (nach Br.) in Besitz der Rüdt von
Bödigheim gewesen sein soll.

Die Felsplatte, auf der die Burg, den Lauf des Neckar als Zollsperre beherrschend,
thront, ist klein, nach vorn zu erheblich abfallend und an beiden Seiten durch künstlich
vertiefte Klingen (Grabeneinschnitte) vom anstossenden Berghange abgetrennt. Nach
oben zu ist, wie gewöhnlich, ein tiefer Halsgraben eingeschnitten, über dem Berchfrit
und Schildmauer hoch emporsteigen. Die Situation und Vertheilung der Baulichkeiten
auf dem Plateau giebt die Skizze Fig. 4.

Einigermassen erhalten sind nur Berchfrit und Schildmauer.

Der Berchfrit, noch ca. 20 m hoch aufragend, ist aus Kalktuff-Bruchsteinmauerwerk
mit unregelmässigen Eckquadern, z. Th. in Bossen, aufgeführt. Das Einsteigeloch in etwa
8 m Höhe über dem Boden sitzt an der Seite und führt innerhalb der Mauer auf eine
Treppe, die nach einigen Stufen rechts umbiegt und in das innere Gemach leitet. Der
Boden hier ist gewölbt und zeigt in der Mitte das übliche »Angstloch«, den einzigen
Zugang zu dem Burgverliesse im untersten Theil desThurmes. Die Wandstärke nach vorn
ermittelt sich hier oben als 2,30 m, während sie auf der Hinterfront nur 0,90 m und an
den Seiten 1,20m beträgt. In jeder Wand ein schmales, schlitzartiges Fenster mit
Sitzbänken in der geräumigen Fensternische. Eine gut erhaltene Abort-Anlage,
in der Ecke des Raumes innerhalb der Mauer gelegen, zeigt die Eigenthümlichkeit, dass
eine in dem dicken Mauerwerke der Aussenfront ausgesparte kreisrunde Röhre die
Fäkalien nach unten führte, während in der Regel diese Anlagen erkerartig frei aus der
Mauer hervorsprangen und keinerlei Leitung besassen.

Die Decke des Raumes ist gewölbt, das darüber befindliche Obergeschoss aber
z. Z. nicht zugänglich.

An den Berchfrit lehnt sich rechts (von innen gesehen) die 1,70 m starke Schild-
mauer (b) an, ebenfalls in der Höhe und Länge nur zum Theil erhalten. Dicht am
Thurm die Oeffnung eines Giess-Erkers, von dem noch die Tragsteine aussen in der
Mauer stecken.

An Berchfrit und Schildmauer ist innen der ganz in Trümmer liegende zwei-
geschossige Palas (c) angebaut. Einzig die Seitenwände stehen noch und lassen
wenigstens die ehemalige Stockwerksteilung erkennen. Eine Nische mit Kamin-Oeff-
nung im Obergeschoss deutet darauf hin, dass hier der Saal lag.
 
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