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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 33.1917-1918

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Gleichen-Rußwurm, Alexander: Georg Broel: ein Begleitwort zu seiner Radierfolge "Frühlingssinfonie" und seinen Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13747#0233

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^ ?"or mir liegt eins Reihe von Raäierungsn,

V äeren jeäs fesselt unä erfreut. Oeoirc:
BiroLt. entvickelt sieli liier ru einem lVleister
äer blaäel. Kern von cler Heimat, äurck Kriegs-
äisnst äer Kunst unä sackgemäller Arbeit ent-
rissen, vuräe äer Dichter in itim lebsnäig, äer
innerlich Liläer siekt unä rurKormgebung ge-
rvungsn ist. 80 sind äie Blätter entstanäen,
äie aus kockragenäen Stämmen, ^Veiäsngrup-
pen, äüsterem VV^alägeäräng uncl weiteren pkan-
tasievollen Ausblicken geschlossene Banäsckak-
ten rusammenkügtsn. black Ooetkes Beispiel
könnte man sie als Dichtung unä V^akrkeit
bersicknen. Sie überzeugen äurck innerlicke
Wahrheit. ^Ver so gut reicknen kann vie Oeorg
Broel, verstekt es, flüchtige Skirren, Kinärücks
unä Krinnerungen, äie Seknsuckt nach äsr
Heimat bis rur Lilästärke anvacksen liell, rum
Kunstverk ru formen. lVlick persönlich sr-
Zrikken rumeist äie rekn Raäierungsn, äie äer
Künstler unter äem blamen „Krüklingssin-
konie"*) oränete, unä äie meines Kruchtens
sein Viesen um äeutlicksten rum^usäruck brin-
gen. Linä äie anäersn Blätter vielleickt kräf-
tiger im Strick unä Kerber in äer Kmpünäung, so
sckliellen sich äiejenigsn äer Sinfonie so innig
in eines Zusammen, äsü idre Betrachtung nickt
nur besonäsren künstleriscken, sonäern auck
poetischen Rsir gsväkrt.

V^er äie grolle Kinsamkeit äss ^Valäss unä
äer freien Kelämark begreift im Rhythmus
ihrer kerben Schönheit, kört lVlusik, äie svigs
Sinfonie äer weiten, 'Vas äem Kernstekenäen
tot unä stumm erscheint, gsvinnt Beben unä
Stimme, vas getrennt betrachtet unkrsunälick,
källlick oäer sogar keinälick virkt, stekt auk-
gsnommen in äen grollen Klang äsr blatur
als 1'eilcken einer Harmonie im Liläe, frok
bsgrüllt vom sskenäen /^uge, vom körsnäen
Okr, vom küklenäsn Herren.

Blnä ver nach langen, bangen Hinterlagen
Dunkelheit unä Kälte schier unbesiegbar ge-
kunäsn, ver sehnsuchtsvoll äie Staät mit ihren
Vororten, Kabriken unä Sckienensträngsn ver-
läüt, äem Krükling gleichsam entgegenrugsken,
virä schon im starren, noch fest in sich ru-

*) LrüdUnZssinkonie, 10 Roäierunßeo von OeonZ Lroel.
^.usx. I>Io. 1—20 mir Remarken auk Kais. I-lanäjapan (ver-
xrikken). ^usZ. 8. I>io. 21—100 auk Lütten 250 iVI. ^lüncken, Ver-

sammengerogenen Viesen von Kelä unä 'Valä
äen Kon äer Erlösung vernehmen, im schein-
bar Kestgescklossenen äer Korm äen Wunsch
erblicken, sich aukrutun unä ausrubreiten.

^Ilru klack ist noch äer Lonnenvinkel, äss
Beben ru vecken, vis es, auk äem ersten
Blatt äargestsllt, äas sckvsre Dunkel äerValä-
lanäsckskt reigt (^.bb. L. 214). Oebaltener Brnst
liegt über äem Oanren, metallisch Kart be-
grenztes Oevölk bängt in äer Bukt, leblos starrt
äas Oeäst äer Bäume unä tot erscheint äie
Scholle äem oberflächlichen Blick. Dock äurck
äie Bukt rittert ein Ikraum, äie Ebnung äes
Kommenäen. Blüht nickt im keuchten Orunä,
vo Korst unä^isse sich berühren, äas Schnee-
glöckchen? In äer Sinkonia sacra beginnt leise
äie lVleloäie.

Schon rittert äas Beben im eisbekreiten
lümpel, äie Kätrcken regen sich am 'Veiäen-
strauck unä am Haselbusch, unä äas silberne
abgestorbene Oras kegt äer >Vinä, künftigem
Wachstum Bukt ru macken. Die Kräe ökknet
ihr Haus, äer Benr kann kommen.

>Vie vir erst leise, kaum merklich äie lVlus-
keln äer festgescklosssnen Kaust veniger an-
spannen, venn miläsre Regungen uns veran-
lassen, sie aukrutun, virä es veicker unä ein ve-
nig auseinanäer gekältet im Iriebkolr äer^este.
(/^bd. 8. 215.) 'Vas im Baum lebenäig quillt,
ärängt nach aullen, venn es auck noch vorsichtig
fest eingevickelt bleibt. 2üge von Slaarsn be-
völkern äie Bukt, leichter klattern äie Kolken,
äs unä äort bebt ein grabsnäes l'ier äie Kruste
äes Boäens. Die Kräe ervsckt, Hoffnung folgt
äem Iraum. In äer Sinfonie beginnt äas
Allegro äie lVleloäie aukrunekmen. Den veillen
Blumen gesellt sich rartes Bils unä Oelb,
vo ein Rain, vo eins Vliese äem steileren
Lonnenvinkel offen stekt.

Das vierte Blatt künäst, vie äer Krükling
ins Krlengebüsck riekt. lVlan atmet veit unä
tiek, als volle man äen läauck äes 'Veräens
einssugen, bis nickt nur äie Bunge, auch äie
ganrs Seele voll äavon ist. Bieber äen lloriront
eilen äie Lirrusvolken in leisen Schleiern,
Kisnsäeln in höchsten Regionen, äie in äer
Sonne sich lösenä fruchtbaren Regen ver-
künäen.

Das nächste Bilä (H.bb. 8. 2l5) reigt bereits
prangsnäe Schönheit, vokl äie kerbe Schönheit

Die Iw XU- XXXIII.

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