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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 33.1917-1918

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Keyssner, Gustav: Amandus Faure
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https://doi.org/10.11588/diglit.13747#0425

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/T it ciem Flamen p^vnn verbinüet

IV1. sick kür uns ganr ungesuckt unci un-
willkürlick ciie Vorstellung von Oilciern üer
kakrenüen Oeuts, von Leonen aus ciem Oeben
im „grünen Visagen". Das rötlicke pickt
trübe brennencier Rampen bebt aus ungewisser
Dämmerung unci tieksn Lckatten ciie kräftigen
Körper von Leiltänrern unci 'praperkünsklerin-
nen, ciie in fleisckkarbenen Irikors unci kell-
blauen, klitterbssetrten ^äckcken stecken, cier
Kuke, äis iknen üis Pause im ciürktigen
Oarüeroberaum gewäkrt, geciankenlos kinge-
gedsn, in gleickgültigem ocier sckerrenciem
Oespräck mit ciem Impresario ocier einem
Llown im ciunklen bürgerlicken ^nrug unci
ciem urprosaiscden koken plut. Oüer ciie 6e-
stalten cier eben r^uktretencisn reicknen sick,
vom packelsckein grell Zestreikt, gegen ciun-
keln blacktkimmel, sckwarre paubmassen
unci gegen ciie versckwimmencien Umrisse
üer ^usckauer, ciie sick ru cier Vorstellung
cies kleinen, im preien sick prociurierencien
Vi^ancierrirkus eingekuncien kaben. Ocier in
cier pnge lies grünen V^agens kauern ein
paar seiner Insassen plauciernü ocier kartsn-
spielenci ocier ein Oevancistück ausbessernci
beisammen. Immer sinci aber ciiese prinne-
rungsbilcier — üas cirängt sick uns auk, wenn
vir sie dswuliter vor uns ersteken lassen —
rein optiscker blatur; sie kükren uns 2ustäniie,
nickt Ossckeknisse vor ^ugen; was sie von
cier sozialen Lpkäre cier kakrencien Keule in
sick tragen, ist nickt mekr, als innerkalb lies
Lereicks cies Kein-Maleriscken rum ^usciruck
kommen kann. Ltellen vir in Oecianken neben
ein solckes Lilci von paure etwa eines jener
^akrmarkt-^irkusbilcier, wie Knaus unci Me^er-
keim sie gemalt baden, so küklen vir: cias
sinci getrennte selten, rwiscken cienen kaum
ein Vsrgleick ru rieben ist. Oie völlige innere
Versckiecienkeit berukt nickt nur in pecknik,
farbiger ^nscdauung, Lilciaukkassung, sondern
in elvas, man möckts sagen: primär-8io-
grapkisckem. Lei jenen beiiien älteren IVlalern
ein von aulien an ciie Lacke Uerantreten, ein
gutmütiger, auck mitleicivoller, aberciock kerab-
lassencier plumor, etwas von cien gemisckten
Oeküklen, mit cienen cier selikakte, sicker kun-
ciierte Lürger ciie sngeblick ungebundene, okt
aber auck so kümmerlicke pxistenr cier pak-
rencien betracktet; bei paure ein ganr sack-
lickes, cias keilit in üiesem Pall rein maleri-
sckes ^nsckauen, cias ciurckaus cier prsckei-
nung an sick rugsvancit ist unci cieren reale

Oruncilsgen, ciie kebensbeciingungen unci -for-
men cier vancierniien Artisten, als etwas 6e-
gebenes, Leldstverstäncilickes kennt unci din-
nimmt. pür paure war eben ciie V^elt ciieser
kleinen ^irkusleute nickt ein kremcier prciteil,
cier jenseits eines Meeres von Oegensätren unci
Vorurteilen liegt. In ganr jungen ^akren Kat üsr
Maler selbst einer vancierniien Künstlersckar an-
gekört; später ist er mit ervacktem künstleri-
scksm Oevuütsein unciberuksmäliigbeobackten-
ciem klick kerumriekencien Irupps von Akroba-
ten unci Jongleuren auf ikren pakrten gefolgt.

^manüus paure gekört ru cien Künstlern,
üie cias Olück, ciem Kuk ikrer Legabung fol-
gen ru können, erst in müksamem Kingen
üem keben abgevinnen müssen. Im^akre 1874
ru Hamburg geboren, betrat er nack üer Lckul-
reit runäckst cien kaniiverklicken Locien cier
Oekorationsmalerei. Oolüenen kocien freilick
Katts üies Oanciwerk nickt für cien jungen
Menscken, als er bei kerumriekencien Lckau-
spielertruppen als Kulissenmaler tätig war.
r^der cias ^uge cies verciencien Malers Kat
ciamals gsvili erste, bestimmende pincirücks
empfangen, Kat ciie reirvollen Wirkungen cies
künstlicken picktes beobackten gelernt, vie es
Oesickter unci Körper balci grell, balci warm
geciämpkt aus ciem plalbclunkel kerausmociel-
liert, öie kuntkeit armseligen 'pkeaterklitters
in scköns pardenakkorcie rusammenbinciet. —
Lckon 1892 kam paure nack Ltuttgsrt, aber
erst als pünfuncirvanrigjäkriger, 1899, konnte
er ru geregeltem künstlerisckem pekrgang in
ciie ^kaciemie eintreien, vo runäckst puciwig
lierterick im Reicknen, ciann Oarlos Qrelke
in cier Mal-, encilick 6rsf Kalckreutk in cier
Komponierklasse seine pekrer waren. Mit
ciem vacksencien Können ervackte cier Orang
nack festen künstleriscken vielen, unci nack
einigem l-iin- unci Oertasten gewannen, aus
cier Kraft cies prlebten, jene ersten maleri-
scken pincirücke bestimmencie Oewalt. Kurr
nack ciem pintritt in ciie Komponierklasse ent-
stand cias Lilci „Komöciianten", ein blackklang
aus cien romantiscken Vi^ancierjakrsn, ciie er
als Maler bei cier „Lckmiere" verbrackt Karte.
Oie „Komöciianten" waren 1905 auk cier Mün-
ckener Lecessions-^usstellung ru seken (ab-
gebilciet im Maikekt 1905) unci stellten als
ein V^erk von ausgeprägter pigenart ikren
Orkeber wirkungsvoll in ciie Keike jener nickt
allru raklreicken Künstler, ciie sckon mit ikren
ersten Lcköpkungen als nickt ru übersekencie
unci nickt ru verkennenäe persönlickkeiten

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