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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Bode, Wilhelm von: Gedanken bei der Fritz Klimsch-Ausstellung in der Freien Secession zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0043

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FRITZ KLIMSCH

PORTRÄTBÜSTE

vor der Nacktheit, aber die griechischen Künstler
und Handwerker — denn von solchen kommt
die große Mehrzahl der tanagräischen und klein-
asiatischen Statuetten — glaubten den weib-
lichen Körper in der außerordentlich kleidsamen
Tracht und bei den schmiegsamen, faltenreichen
Stoffen reizvoller und mannigfaltiger zur Gel-
tung bringen zu können, als bei völliger Nackt-
heit. Daß sie darin recht hatten, zeigt ein Blick
in unsere Antikensammlungen, vor allem in
unser Berliner Antiquarium, das an den köst-
lichsten griechischen Statuetten so besonders
reich ist. Freilich, ein Versuch den klassischen
Beispielen zu folgen, möchte bei unserer mo-
dernen Tracht kaum sehr aussichtsvoll sein,

am wenigsten bei dem Kostüm unserer jungen
Republikanerinnen, die nicht mehr knöchelfreie,
sondern beinahe schon kniefreie Humpelröcke
lieben!

Klimsch ist vor allem Meister des Porträts.
Die volle Individualität im Porträt wiederzu-
geben, war nicht der Antike, sondern erst der
neueren Zeit gegeben. Auch unsere Zeit leistet
darin noch ihr Bestes. Wenn die Verallge-
meinerung der Form und Typisierung, auf die
der Expressionismus lossteuert, wirklich einmal
zu künstlerischer Form oder gar zum Stil aus-
geprägt und dem Individualismus ein Ende ge-
macht werden sollte, so wird ja auch dem indivi-
duellen Porträt, namentlich der Büste Abbruch

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