Otto A. Hirth. Campiello
Große Deutsche Kunstausstellung München 1943
rer Weise innig trifft Gradl die schönen Fluren seiner
fränkischen Heimat. Aufruhr in der Natur und Hin-
tergründiges findet immer MüUer-Wischin, pastos
und gewaltig lugen die Eisberge hinter der Bläue
eines Bergsees vor. In der Vision „Spanien" lebt der
Geist Pans. Ausdruck eines ganz anderen Sichversen-
kens in Berg, W iese und Flur, das sich zur Märchen-
dichtung gestaltet, sind die Bilder Edmund Steppes',
während H. Urban mit seinen strengen südlichen
Landschaften trotz aller Typisierung in der Wirk-
lichkeit bleibt. Südlichen Breiten entstammen auch
Bilder von H. Buhmer, eine böcklinhaft anklingende
sizilianische Gegend, F. Schüz mit sonnenübergos-
senen Blicken auf Bom und O. A. Hirths scharf pro-
filierte Architekturstücke, freilich in sehr verschiede-
ner malerischer Auffassung. Andere qualitätsvolle
Beispiele aus einer Überfülle wären zu nennen, so
Ciarenbachs winterliche, liebenswürdig tonige Kon-
terfeis niederdeutscher Bauerndörfer, Klemms blau-
grünes Bild „Eisernte", Liesegangs stilles rheinisches
„Altwasser"", Weißgerbers weidende 'Kühe am Abend,
Meindls Gebirgsbilder, Oskar Grafs farbig interes-
santer Blick auf die Marienburg oder der einer sehr
echten Stimmung abgelauschte trübe Nachmittag am
„Sendlinger Tor" von Walther.
Mit Bildnissen prunkt die Ausstellung in vielen Va-
riationen. In Schuster-Woldans Werken rauscht die
Farbe in schimmernden Kaskaden, der körnig pastose
Farbauftrag bewirkt üppige Eleganz. Unglaublich
sicher trifft Fritz Bhein in seinen Porträts vorneh-
mer Frauen die aristokratisch-kühle Unnahbarkeit.
Andere Abwandlungen des ewig Weiblichen sind die
gepflegten Damen von Schlereth, die üppig frischen
jungen Mädchen von Patzelt, die holde Ernsthaftig-
keit, wie sie Hagemann in meisterhafter Tonmalerei
darstellt, die knospende Jugend,wie Bichard Klein sie
verlockend zu schildern versteht und Kreibich sie
effektvoll lebendig in seinem Modell verewigt hat.
Härter spricht die Wirklichkeit im Industriebild,
wenn es sich darum handelt, das Leben des Aiaschi-
nenzeitalters wiederzugeben. Ein Spezialist dieser
Malerei, die Natur und konstruktives Menschen werk
in einer neuartigen Harmonie verbindet, ist Bichard
Geßner, dessen „Burgen unserer Zeit" eine deutliche
Sprache sprechen. Im Kriegsbild aber gipfelt die Wirk -
lichkeitsdarstellung. Es soll ja die Situation unver-
fälscht der Nachwelt überliefern, hier muß alles
lebenswahr bleiben, soll anders es ein Dokument dar-
stellen. Hatte man im Vorjahre neben der unmittel-
bar im Kampfgebiet gefertigten Zeichnung Gruppen-
bilder verantwortlicher Militärs gesehen, so steht die-
ses Jahr die realistische Schilderung des Kampffeldes
203
Große Deutsche Kunstausstellung München 1943
rer Weise innig trifft Gradl die schönen Fluren seiner
fränkischen Heimat. Aufruhr in der Natur und Hin-
tergründiges findet immer MüUer-Wischin, pastos
und gewaltig lugen die Eisberge hinter der Bläue
eines Bergsees vor. In der Vision „Spanien" lebt der
Geist Pans. Ausdruck eines ganz anderen Sichversen-
kens in Berg, W iese und Flur, das sich zur Märchen-
dichtung gestaltet, sind die Bilder Edmund Steppes',
während H. Urban mit seinen strengen südlichen
Landschaften trotz aller Typisierung in der Wirk-
lichkeit bleibt. Südlichen Breiten entstammen auch
Bilder von H. Buhmer, eine böcklinhaft anklingende
sizilianische Gegend, F. Schüz mit sonnenübergos-
senen Blicken auf Bom und O. A. Hirths scharf pro-
filierte Architekturstücke, freilich in sehr verschiede-
ner malerischer Auffassung. Andere qualitätsvolle
Beispiele aus einer Überfülle wären zu nennen, so
Ciarenbachs winterliche, liebenswürdig tonige Kon-
terfeis niederdeutscher Bauerndörfer, Klemms blau-
grünes Bild „Eisernte", Liesegangs stilles rheinisches
„Altwasser"", Weißgerbers weidende 'Kühe am Abend,
Meindls Gebirgsbilder, Oskar Grafs farbig interes-
santer Blick auf die Marienburg oder der einer sehr
echten Stimmung abgelauschte trübe Nachmittag am
„Sendlinger Tor" von Walther.
Mit Bildnissen prunkt die Ausstellung in vielen Va-
riationen. In Schuster-Woldans Werken rauscht die
Farbe in schimmernden Kaskaden, der körnig pastose
Farbauftrag bewirkt üppige Eleganz. Unglaublich
sicher trifft Fritz Bhein in seinen Porträts vorneh-
mer Frauen die aristokratisch-kühle Unnahbarkeit.
Andere Abwandlungen des ewig Weiblichen sind die
gepflegten Damen von Schlereth, die üppig frischen
jungen Mädchen von Patzelt, die holde Ernsthaftig-
keit, wie sie Hagemann in meisterhafter Tonmalerei
darstellt, die knospende Jugend,wie Bichard Klein sie
verlockend zu schildern versteht und Kreibich sie
effektvoll lebendig in seinem Modell verewigt hat.
Härter spricht die Wirklichkeit im Industriebild,
wenn es sich darum handelt, das Leben des Aiaschi-
nenzeitalters wiederzugeben. Ein Spezialist dieser
Malerei, die Natur und konstruktives Menschen werk
in einer neuartigen Harmonie verbindet, ist Bichard
Geßner, dessen „Burgen unserer Zeit" eine deutliche
Sprache sprechen. Im Kriegsbild aber gipfelt die Wirk -
lichkeitsdarstellung. Es soll ja die Situation unver-
fälscht der Nachwelt überliefern, hier muß alles
lebenswahr bleiben, soll anders es ein Dokument dar-
stellen. Hatte man im Vorjahre neben der unmittel-
bar im Kampfgebiet gefertigten Zeichnung Gruppen-
bilder verantwortlicher Militärs gesehen, so steht die-
ses Jahr die realistische Schilderung des Kampffeldes
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