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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Martius, Elisabeth: Aus Friedrich Nerlys Lehrzeit bei Carl Friedrich von Rumohr
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0052

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Aus Friedrich Nerlys Lehrzeit bei Carl Friedrich von Rumohr. Von L. Martius

Am 25. Juli 1945 jährte sich zum hundertsten Male
der Todestag des Barons Carl Friedrich von Rumohr,
einer der besonderen Persönlichkeiten größter Viel-
seitigkeit, wie sie der Goethezeit eigen waren. Als
Begründer eines tieferen Studiums der Kunstge-
schichte, als Kenner früher, als Förderer neuerer
Kunst ist er in der Inschrift auf seinem Grabstein,
die König Christian VIII. ihm widmete, der Nach-
welt überliefert. Seine schriftstellerische Tätigkeit
führt durch weitgespannte Gebiete: von den viel
anerkannten ,,Italienischen Forschungen" und dem
bemerkenswerten „Überblick über die Kunsthistorie
des transalbingischen Sachsens", von seiner Selbst-
biographie ,,Drey Reisen nach Italien", die für seine
Persönlichkeit und seine Kunsttheorien viel Auf-
schluß gibt, von dem bilderreichen Roman „Deutsche
Denkwürdigkeiten", von historischen und volkswirt-
schaftlichen Schriften zu dem merkwürdigen ,,Geist
der Kochkunst", einem Werk, das nicht nur vom
Standpunkt einer die leiblichen Genüsse wertenden
Persönlichkeit aufgefaßt werden darf. Neuerdings ist

klarer herausgestellt, was er als Berater der Berliner
Museen geleistet hat, auch hat uns manch neu ver-
öffentlichter Brief an Freunde das Bild seines eigen-
artigen Menschentums erweitert, hat uns aufgeklärt
über sein ernstes künstlerisches Streben in seiner Ju-
gend, seine zeitweiligen Hoffnungen, Künstler zu
werden und seine endliche Begnügung in einem be-
scheidenen Dilettieren auf zeichnerischem Gebiet.
Was Rumohr als Lehrer und Förderer junger Künst-
ler zu erreichen vermochte, ist aus dem Werk von
Friedrich Neri}- zu ersehen. Bekanntlich sind nicht
alle pädagogischen Versuche Rumohrs glückliche ge-
wesen; wir wissen das aus seinen Äußerungen über
die Hamburger Künstler, einen Adolf Friedrich Voll-
mer, einen Chr. Morgenstern, sowie aus seinem Ur-
teil über den jungen Franz Horny. Ganz anders ge-
lang es ihm mit Friedrich Nerly, dieser kam zu ihm
in seinem sechzehnten Jahr, ,.in allem was die Kunst
betrifft der größte Neuling — das war das Holz, nach
welchem ich gesucht: er hat meine kühnsten Erwar-
tungen übertroffen" schreibt der Lehrer später von

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