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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Lutze, Eberhard: Der Maler Anton Leidl
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0010

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Anton Leidl. Dürnstein in der Wachau

Der Maler Anton Leidl. Von Eberhard Lutze

In der deutschen Malerei der Gegenwart zeichnen
sich deutlich zwei Richtungen ab: eine mit dem Bau-
werk verbundene Monumentalkunst — vorwiegend
das Wandbild und den Wirkteppich umfassend —
und die freie Kunst des Staffeleibildes. Wenn es auch
zu den Zeichen der Zeit zählt, daß die dem Bau ver-
schmolzene Malerei mit den gewaltigen Aufgaben
der Architektur wachsen und bestimmend werden
wird, so wird sich doch das Staffeleibild als die be-
wegte und mehr private Äußerung der europäischen
Malerei ihr Recht und ihr Ansehen behaupten.
Wenn hier das Schaffen Anton Leidls gewürdigt
wird, so kommt damit einer der lebendigsten, produk-
tivsten: einer der „strahlendsten" deutschen Maler
der Gegenwart zu Wort. Anton Leidl ist ein Meister
der farbkräftigen Palette, der pastosen Handschrift.
Seiner Leinwand merkt man auch, wenn sie der
Maler als abgeschlossenes Werk aus der Hand gibt,
den Schaffensrausch an, aus der sie bemalt wurde.
Die Farbe bleibt häufig unverrieben stehen, die Bil-
der haben keine glatte Oberfläche, sondern flimmern
in der temperamentvoll und farbig glühenden Hand-
schrift der Pinselführung. Dabei sind weder die Skizze

noch das optische Erlebnis im Sinne des impressio-
nistischen Kaleidoskopes wesensbestimmend für die
Malerei Anton Leidls. Gewiß, er malt seine Bilder
in rauschartiger Ergriffenheit, in dichter Folge. Aber
er steht beim ersten Morgenlicht abgehärtet gegen
Wind und Wetter vor seinem Motiv. In der Vorstel-
lung ist das Bild fertig, ehe der erste Pinselstrich
getan wird, die geistige Konzeption ist voraufgegan-
gen. Mit höchster innerer Sammlung werden Natur-
eindruck und Komposition technisch, formal, farbig
zum „Bild" übersetzt. Kleine, vor der Natur entstan-
dene Fassungen, denen häufig im Atelier nur noch
letzte Feinheiten mitgeteilt werden, gehen nun einer
Umformung, gleichsam einer geistigen Auseinander-
setzung entgegen, um gesetzmäßiger im Aufbau zu
werden. Häufig verändern sie ihr geistiges oder ihr
farbiges Gesicht, nicht im Sinne nur wiederholender
Repliken, sondern als selbstkritische Folgerungen des
Künstlers — wie umgekehrt nicht geglückte Motive
rücksichtslos abgekratzt werden. Die Intensivierung,
die festliche Überhöhung des optischen Eindruckes,
wie sie keine mechanische Wiedergabe durch die
Linse ahnen läßt, ist im Grunde das künstlerische

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