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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Lutze, Eberhard: Der Maler Anton Leidl
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0011

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B Kunstblbllothek
staatliche Museen
zu Berlin

Ereignis, das uns vor Anton Leidls
Bildern gefangennimmt. Land-
schaften. Städte und Dorfbilder
aus Deutschland, Italien oder Ju-
goslawien, Stilleben und Bildnisse
sind die Inhalte der Gemälde. Der
intime, aus der Nahsicht gegrif-
fene Einblick in eine Landschaft,
großartig-umfassende Übersich-
ten, überraschend oder auch hu-
morvoll-skurril genommene Stra-
ßenfronten und Platzanlagen,
schlichte Natur oder zivilisierte
Kulturlandschaft: ein außeror-
dentlich bewegtes Geschehen zieht
an dem Betrachter Leidischer Bil-
der vorüber. Daneben tritt die
graphische Strenge großformig
gegebener Zeichnungen, die für
das Werden des Leidischen Stiles
sehr entscheidend gewesen sind,
hat doch der Künstler die Strenge
des Linienaufbaues in seinem ma-
lerischen Werk aus eiserner zeich-
nerischer Schulung gewonnen.
Wenn er jahrelang nach Abschluß
des Studiums an der Münchner
Akademie Woche für Woche ein
oder mehrere Zeichnungen für
die Münchner Zeitschriften .Ju-
gend", „Fliegende Blätter" und
„Simplizissimus" anfertigen muß-
te, so hat seine künstlerische Be-
gabung in dem täglichen Kampf
um die Existenz nicht Abbruch
gelitten, sondern im Gegenteil
sich in täglich neuer Bewährung
gestählt. Die Entwürfe für Fen-
ster in Glasschlifftechnik oder für
Plakate sind am sichtbarsten Zeug-
nisse für die humorvolle, lebens-
tüchtige Wesensart des Künstlers,
die im übrigen auch in vielen sei-
ner Bilder klingt und tönt. Tem-
perament und Haltung des Mu-

sikantischen rührt uns in der Be- Anton LeidL Mein Ateliergarten

wegung der Linien, in der jubeln-
den Farbigkeit von Blumen, Wie-
sen und Häusern oder in der sonoren Dunkelheit einer Frankfurt am Main geboren wurde, so legt er einigen
gedeckten Palette entgegen. Die Musikalität des künst- Wert auf die Feststellung, daß dies nur ,,aus Zufall"
lerischen Ausdrucks, ob man nun vor einem Gemälde außerhalb Bayerns geschah. Immerhin mag die Deu-
des Künstlers steht oder ihn auf dem Flügel spielen tung erlaubt sein, daß der atmosphärische Duft, der
hört, diese immer von leidenschaftlichem Schwung be- über vielen seiner Bilder liegt, die liebenswürdige
stimmte Tatkraft des künstlerischen Ausdrucks mün- Heiterkeit und der musikalische Klang, wie er uns in
det im Grunde auf eine zarte menschliche Liebens- den Kompositionen mancher Franzosen, etwa Utril-
würdigkeit, die das Wesen des Künstlers bestimmt. los anrührt, sich aus der Begegnung mit der Kultur

Im Werk Anton Leidls scheint uns beste Tradition am Main und der Herkunft aus dem Bayerischen her-
der Münchner Kunst lebendig zu sein und zwar nicht leitet; etwa in dem Sinne, wie Rudolf G. Binding
im Sinne einer historisierenden oder antiquierten Frankfurt feiert: „Nirgends drängt sich Gewalt und
Art, sondern völlig aus dem Geiste unserer Zeit. Beleidigung bis in Dein Herz. Wo sie sich hreit macht,
Anton Leidl entstammt einer alteingesessenen bayeri- siegst Du durch Freiheit, durch Grazie, durch Reize
sehen Familie. Seine Mutter Lina Leidl ist die Ver- des Alters, und mit dem jugendlich Neuen bist Du
fasserin vielgelesener Bücher in bayerischer Mund- niemals im Streit." Dieses jugendlich Neue bestimmt
art. Wenn der Künstler daher am 15. Mai 1900 zu den Weg des Erfolges, den der Künstler nach Absol-

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