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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Franke, Hans: Bruno Grosse, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0131

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Bruno Grosse. Von Hans Franke, Heilbronn

Daß die schwäbische Malerei — wie das ihre besten
Vertreter seit Jahrhunderten dartun — neben der ihr
eigentümlichen, stammesmäßigen Eigenart (Betrach-
tung, Durchdringung der Natur mit Gedanklichkeit,
Idylle) u.a. auch die Aufgabe hat, westliche Einflüsse
zu verarbeiten (Aufgeschlossenheit, Beweglichkeit,
formale Einflüsse) dürfte hinlänglich bekannt sein.
In den letzten Jahrzehnten waren es vornehmlich
impressionistische, später auch formfestigende, kon-
struktive Gedanken und Elemente, die sich hier mit
den arteigenen, malerischen Gegebenheiten vielfach
selbst dort zu einer Einheit verbanden, wo solche
stammesmäßige Eigenart nicht auf den ersten Blick
als wirksam erkennbar war.

Eines freilich ist sicher: der „Stil" eines Malers ist
von derart unterscheidenden (und im Grande doch
nur ordnenden) Prinzipien nicht abhängig bzw.
von ihnen aus nie zu erforschen; denn weder das
Zuneigen zu der einen, wie der anderen Art bewiese
uns hinreichend die eigentliche Kraft eines selbstän-

digen malerischen Stils. Stil ist noch immer etwas, das
der Künstler im Grunde von selbst hat und das sich
ganz organisch dort einstellt, wo ursprüngliche Bega-
bung, hingebungsvolle Gründlichkeit, handwerkliches
Können, Sachlichkeit und Sicherheit der Empfindung
am Werke sind; mögen sich die Schöpfungen im ein-
zelnen auch nach bestimmten malerischen Arten und
Absichten gliedern.

Also betrachtet stellt sich der Maler Bruno Grosse
dar als ein eigener, selbstsicherer, in sich fertiger,
dennoch aufgeschlossener Künstler schwäbischer Prä-
gung-
Grosse ist Eindrucksmensch. Aber nicht nur das. Er
hat sich von den eben angedeuteten westlichen Strö-
mungen die Reaktionsbereitschaf t auf optische Ein-
drücke geholt, sich an ihnen geschult; er weiß die
helle Heiterkeit des Lichtes, das Dunkel, die Schatten,
die fliehende Spur der Atmosphäre zu fassen, und er
gibt darüber hinaus dennoch ein Mehr:
Er malt nämlich ein Bild nicht dieses Eindrucks wegen

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