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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Schick-Abels, Elisabeth: Ostpreußische Malerei
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Hellwag, Fritz: Wenn zwei Künste sich überschneiden: zu den nachstehend abgebildeten Tanzfiguren von Lore Friedrich-Gronau
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Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0100

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B Kunstblbllothek

Wenn zwei Künste sich überschneiden

Zu den nachstehend abgebildeten Tanzfiguren von Lore Friedrich-Gronau

Das Streben der neueren deutschen Bildhauerkunst ist
im allgemeinen auf das Ausprägen äußerer und inne-
rer Ruhe gerichtet. Oft geht diese Absicht so weit

— wir nennen als einen Vertreter solchen Willens
Ludwig Kasper —. daß sie schon bis an die Grenze
des Statuarischen reicht; selbst dann, wenn die An-
regung dem einfachen menschlichen Dasein entnom-
men wurde, scheint das Abbild des Lebens fast zum
Standbild zu erstarren, und das Objekt dient dem
Künstler nur noch dazu, eine formale Absicht zu ver-
wirklichen. Aber auch bei Künstlern, die von leiden-
schaftlicher Bewegung ausgehen, wie etwa bei Arno
Breker, kommt sie äußerlich mehr von der Idee, nicht
vom gesehenen Modell; es wird ein vorgefaßter Ge-
danke objektiviert, oft auch bis zur Allgemeingültig-
keit eines Symbols getrieben. Selbst bei Georg Kolbe,
der Natur und Seele in der Gebärdensprache seiner
Frauengestalten so unnachahmlich zu verbinden und
zu verschmelzen weiß, ist es letzten Endes seine eigene
innere Bewegtheit, die er auf das Modell überträgt.
Selbstverständlich nehmen wir alle solchen Äußerun-
gen dankbar als die Sprache der Gegenwart, die durch
Kunst zu uns redet.

Die hier dargestellten Bewegungen hat Lore Fried-
rich-Gronau nicht erdacht, sondern als fremde Ge-
gebenheit übernommen. Sie sind die künstlerischen
Willensäußerungen junger Tänzerinnen und weisen

— frei oder traditionell gebunden, das ist für unsere
L berlegungen bedeutungslos — in deren eigenes

Schafiensgebiet. Beide Tänzerinnen haben mit ihrem
Körper, Theodor Lipps nennt ihn treffend „Naturob-
jekt", in Bewegungsfreiheit so geschaltet, daß sie see-
lisches Empfinden ausdrücken und in ihren Zu-
schauern gleiche Gefühle erwecken sollten. Vom
Grade dieses Gelingens abzusehen — hier redet die
Sprache eines selbständigen und in sich begrenzten
Kunstwollens.

Y\ enn nun die Bildhauerin, nicht nur skizzenhaft, son-
dern in erstrebter Vollendung jenen Vorgang festzu-
ha Iten suchte, so kommt uns zum Bewußtsein, daß hier
zwei Künste sich überschneiden mußten. Und zwar
eine, die naturalistisch bleiben muß. und eine andere,
die verpflichtet ist. von der Xatur zu abstrahieren. Die
Verschmelzung beider zum einheitlichen Ausdruck
war nur möglich, wenn sie sich am richtigen Schnitt-
punkt trafen. Der lag dort, wo die Tänzerinnen die
Spannung vom Körperlichen zum Seelischen erreich-
ten und fühlbar machten, und wo die Bildhauerin bis
zu der Grenze von Sachlichkeit ging, die ihrer Kunst
erlaubt ist und in diesem Fall etwas weiter gezogen
werden durfte als sonst. Sie wählte mit Geschick den
Augenblick, da einmal die Bewegung des rhythmi-
schen Schrittes mit deutlichem Kontrast in die nächste
überging, zum andern als ein tänzerischer Wirbel
im graziösen Niedersinken sein Ende fand, durch das
Vorstrecken des linken Beins gebremst wurde und zu-
gleich schon die eintretende Ruhe in der leichten Hal-
tung der Arme sich ankündigte. Fritz Hellwag

Nachrichten

Das Haus der Deutschen Kunst in München

erläßt an die deutschen Künstler den Aufruf zur Beschickung
der „Großen Deutschen Kunstausstellung 19-14". Die Eröff-
nung ist für Ende-Juni 1944 geplant. Die Ausstellungs-
papiere sind ab Mitte Januar 1944 beim Haus der Deutschen
Kunst in München 22, Prinzregentenstr. 1, erhältlich, die
Einlieferung der Kunstwerke findet in der ersten Aprilhälfte
statt, Einlieferungsschluß 17. April 1944.

Gedenken für Paul Troost

Am 21. Januar jährte sich zum 10. Male der Todestag von
Paul Troost, des großen, vom Führer für bedeutendste
Bauaufgaben ausersehenen Baumeisters. Ausgegangen ist
Troost vom Wohnungsbau und im besonderen dessen Innen-
ausstattung: höchste Begabung und tiefstes Wissen um die
Gesetze des harmonischen Zusammenführens von Zweck-
bestimmung und schönster Form ließen ein Werk von bei-
spielhafter, im besonderen die Entwicklung der modernen
Innenarchitektur höchst bedeutsam beeinflussenden Größe
entstehen, gekrönt durch die Ausgestaltung der 4 Lloyd-
Dampfer Europa, Kolumbus, Berlin, München. Mit dem
Ausbau des Braunen Hauses begann seine Tätigkeit für die
Bauten des Führers, die ihm als erstem in größtem Aus-
maße anvertraut wurden. Es ging um städtebauliche Pla-
nungen, die bestimmt waren, dem architektonischen Bilde
Münchens höchst bedeutungsvolle neue Züge zu geben.

Das Haus der Deutschen Kunst, der Führerbau, das Ver-
waltungsgebäude, die Gestaltung des Königlichen Platzes
sind die heute sichtbaren Zeugnisse seiner genialen Leistung.
Als vollendetster Repräsentant des dem geistigen Aufbruch
unserer Zeit entsprechenden Bauwillens wird Paul Troost
mit seinem Werk für die Entwicklung der neuen monu-
mentalen Bauweise entscheidend bleiben. Schriftleitung

Personalien

Zum Nachfolger des bisherigen Präsidenten der Reichs-
kammer der bildenden Künste. Professor Adolf Ziegler, hat
der Präsident der Reichskammer. Reichsminister Dr. Goeb-
bels, den Generalbaurat Professor Wilhelm Kreis. Berlin,
berufen, zum weiteren Vizepräsidenten der Reichskammer
der bildenden Künste wurde der Maler Professor Julius Paul
Junghanns in Düsseldorf ernannt.

Professor Oskar Graf, in weitesten Kreisen nicht nur als
Maler, sondern im besonderen auch als Radierer bekannt,
feierte seinen 70. Geburtstag, zu welchem Anlaß der Führer
dem verdienten Künstler die Goethemedaille verlieh.

Der Münchner Maler F. R. Wi rn h i e r konnte am 1. Dezem-
ber 1943 seinen 75. Geburtstag feiern.

Der Direktor des Staatlichen Kunstgewerbe-Museums in
Berlin, Professor Dr. Robert Schmidt, wurde am 2. De-
zember 1943 R5 Jahre alt.

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