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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Schick-Abels, Elisabeth: Ostpreußische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0099

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Erika Eisenblätter-Laskowski. Masurische Landschaft

Musik die Yogelstimmen nachahmt, so ist die Malerei Akzenten das Auge anzieht. Die stille Schönheit sei-
dazu berufen, der Natur den Rang abzulaufen. Die ner Landschaftsbilder ist in einer rhythmischen Be-
Niddener Fischerfrau ist diesem Künstler Symbol wegtheit geordnet. Gehöfte und Baumgruppen sind
einer verhaltenen tiefen Trauer geworden. Ihrer Ar- die Fermate in der ins Unendliche dahinschwingenden
beit am Wasser und an der spröden Erde gewinnt er die Melodie des ostpreußischen Landes. Auch Figuren-
Schönheit des Rhythmus ab und adelt ihre Mühe in bilder sind geformt von einem Rhythmus, den das In-
den Konturen des Körpers, den sie geformt hat. Ba- nere Geschehen bedingt. So in einem Erntebild, wo
dende Knaben, die auf dem Rücken der Pferde aus Gewitterwolken das sommerliche Licht zu verdrängen
dem Meer steigen, Jugend im Walde, in der Ruhe des drohen und die eilige Vollendung der Arbeit bereits
Sommermittags schlafendes Mädchen geben den Puls- in die Feier der Lebensfreude übergeht. — Es nimmt
schlag jugendlichen Lebens mit der gleichen Empfin- nicht wunder, daß dieser Meister der stillen Schön
dungsstärke des Künstlers, wie Abendlandschaften, in heit auch in Südwestdeutschland seine Landschaft
denen eine Ziehharmonika oder eine Geige, von einem fand, da, wo Jagst und Neckar in der grünen Ebene
Arbeitsmann gespielt, die Weihe der Feierstunde be- sich vereinen. Weiche Konturen der Berge und Hügel
tont. Pferde in der farbigen Lichtwelt des Künstlers. ringsum, oft mit dunstblauen Schleiern verhängt,
in die er Dünen und Haff transponiert, schauen uns Das Hügelland selbst geht in den östlichen Odenwald
an wie aus einer anderen Welt. Dieser, den sublimsten über, durch den der Neckar sich windet, oder es wellt
Offenbarungen der Erscheinungswelt geöffnete Mensch sich in den Kraichgau hinein. Hier, in der Neckar-
und Künstler ist ein Mittler, wie es jeden Künstlers landschaft, mag ihn auch die Romantik der alten Stadt
innerste Berufung ist, ein Mittler von starker Über- des türmereichen Wimpfens angezogen haben. Dorl.
zeugungskraft. auf der Nehrung, verdichtet er das Wolkenspiel am
Die ostpreußische Landschaft fand in einem anderen Himmel, die großartigen Linien der Wanderdünen
Autochthonen, in Alfred Partikel, Professor an der und das schimmernde Wasser von Haff und See in
Königsberger Kunstakademie, einen Künstler \on einer Zusammenschau, die wiederum den Reichtum
Beschaulichkeit und leiser, aber eindringlicher Be- der inneren Stille und die Tiefe des Gemüts ausströmt,
i edtsamkeit. Er vermittelt die sanfte Melodie der ost- Beglückende Erkenntnis reiht Alfred Partikel ein in
preußischen Erde. Er geht mit der Wünschelrute sei- die Reihen der ewigen deutschen Bomantiker. die wir
nes Herzens und findet sie auch dort, oder vielmehr Landschaftsmaler der Stille nennen,
mit besonderer Vorliebe dort, wo sie nicht mit starken

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