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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Weizsäcker, Heinrich: Eine neue Menzelstudie zum Alten Fritz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0065

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Adolph Menzel. Friedrich der Große auf Reisen. 1854

Überzeugungskraft aufgewacht ist. Wie arm war nerispiel in dem wahrhaft königlichen Angesicht un-
doch die Zeit, die den Meister selbst noch erlebte, in serer Studie, überstrahlt von dem Feuer der weitge-
der Kurzsichtigkeit so vieler unberufener Kritiker. öffneten Augen, die selbst in den bescheidensten zeit-
die damals über den Materialismus seiner künstleri- genössischen Bildnissen, die wir von ihm haben, das
sehen Gesinnung zu Gericht saßen, ohne die Macht am stärksten hervortretende Merkmal bilden, und so-
der Idee zu ahnen, die in Wahrheit Stift und Pinsel mit gewiß auch in der leibhaftigen Erscheinung des
dieses „Nur-Realisten" beseelte. Monarchen nicht gefehlt haben. Hierin wie in den
Nicht ohne Reiz ist es endlich, in einem Einzelfall, sachlichen Einzelheiten des Kostüms ist die Pastell-
wie dem hier gegebenen, das Werden von Menzels studie die unmittelbare Vorstufe für die definitive
Friedrichsbildnissen, wie seiner historischen Porträte Fassung des Gemäldes. Kaum nötig, hinzuzufügen,
überhaupt, zu beobachten. Es ist zu dem Ganzen der wie auch alle diese Xebendinge mit derselben Auf-
Komposition eine Farbenskizze vorhanden — sie ist merksamkeit wie das Antlitz des Königs selbst zur
in Tschudis Monumentalwerk auf Seite 70 abgebil- Anschauung gebracht sind: die Spitzenmanschette
det—. die seinerzeit mit dem ausgeführten Gemälde und der edelsteintragende Fingerring, der Degengriff,
zusammen in die Ravenesche Sammlung gekommen der Stock, der nur in dem nicht ganz leicht verständ-
ist. Die Figur des Königs ist da nur provisorisch, in liehen gelb, rot und blau gefärbten Knauf von dem
einem später nicht mehr beibehaltenen Stellungs- auf dem Bilde sichtbaren Krückstock abweicht, und
motiv von nicht sehr glücklicher Wirkung angedeutet, das alles mit einer Unverdrossenheit, die abermals
noch weniger befriedigt die physiognomischeBehand- an ein charakteristisches Menzelwort erinnert: „Alles
hing des Kopfes, in dem sich ebenso nur eine erste Zeichnen ist gut, Alles zeichnen noch besser."
Eingebung des Künstlers, ohne Anspruch auf eine Xoch auffälliger aber zeigt sich gerade in diesem
vollgültige Lösung, darstellt. Dagegen welch einMie- seinem eigensten Schaffensgebiet der Königsbildnisse

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