DOI Artikel:
Griebitzsch, Herbert: Der Maler Professor Helmut Liesegang
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0081
Helmut Liesegang. Alte holländische Stadt
heit mit seiner niederrheinischen Heimat zustatten.
Für die damalige Kunstweise war gerade das flache
Land besonders günstig. Das dem Niederrhein, be-
nachbarte Holland wurde für diese Richtung ent-
deckt, und mancher der damalig schaffenden Maler
suchte hier seine Motive. Unter diesen Künstlern
sehen wir auch Helmut Liesegang. Nur war es für
ihn im Gegensatz zu Berliner und Münchner Künst-
lern im extremen Sinn kein Ausland. Ihm galten die
..Niederen Lande" als Nachbarland, und wir sehen
ihn bald diesseits, bald jenseits der Grenze malen.
Es treibt ihn auch von Holland aus weiter südlich in
die artverwandten flämischen Gebiete, bis hin nach
Nordfrankreich. Ein reiches Gebiet erschloß sich dem
Künstler. Noch heute ist der 84jährige rege in der
Landschaft tätig.
Was der Künstler persönlich mitbrachte, sind rast-
loser Fleiß und eine eigengeprägte Kunstweise. Als
Niederrheiner lag ihm das Geruhsame, Schwere und
auch wieder Gehaltvoll-Lebendige der weiten, offe-
nen Landschaft selbst im Blute. Er sah nicht nur die
Möglichkeiten für die impressionistische Malweise.
Bei ihm schwang zugleich das innere "Wesen der
Landschaft mit. Seine Farbgebung hat stets etwas Ge-
bundenes und damit etwas Gedecktes. Den Bildbau,
der wesentlich das Malerische ausmacht, bestimmt
das Farbige nicht von sich aus. Wie die Musik moti-
visch sich entfaltet, genau so die Bilder Liesegangs.
Ein Herbstabend mit Nebel und schwelendem Feuer
auf dem Felde bezeugt nicht nur das lebensvolle,
farbige Spiel. Alles geht vielmehr ein zu einer vom
Erleben bestimmten Auffassung, die betont das Stim-
mungsmäßige aufzeigt.
Der Grundsatz aller impressionistischen Malweise,
die das „Hier und Jetzt" des Sehens als beherrschend
anerkennt, erfährt so eine höchst persönliche, wir
möchten sagen, betont niederrheinische Prägung.
Mögen andere bei gleicher Ansicht virtuoser in der
Pinselführung gewesen sein, die zurückhaltende Art
unseres Künstlers bringt entschieden mehr vom We-
sen und Wesentlichen der gestalteten Landschaft zum
Klingen. Liesegang ist in erster Linie Maler. Das
Ölbild steht seinem Werk voran. Es sind oft groß-
formatige Werke, die er zu bewältigen wußte. Da-
neben aber pflegt der Künstler die Radierung und
insbesondere die farbige Zeichnung. Letztere halten
oft die ersten unmittelbaren Eindrücke fest, ehe sie
im weiteren Verlauf zu bildmäßiger Durchführung
gelangen. Diese Blätter verraten besonders, in welch
lebendiger Weise der Künstler auf Augenreiz, far-
50
heit mit seiner niederrheinischen Heimat zustatten.
Für die damalige Kunstweise war gerade das flache
Land besonders günstig. Das dem Niederrhein, be-
nachbarte Holland wurde für diese Richtung ent-
deckt, und mancher der damalig schaffenden Maler
suchte hier seine Motive. Unter diesen Künstlern
sehen wir auch Helmut Liesegang. Nur war es für
ihn im Gegensatz zu Berliner und Münchner Künst-
lern im extremen Sinn kein Ausland. Ihm galten die
..Niederen Lande" als Nachbarland, und wir sehen
ihn bald diesseits, bald jenseits der Grenze malen.
Es treibt ihn auch von Holland aus weiter südlich in
die artverwandten flämischen Gebiete, bis hin nach
Nordfrankreich. Ein reiches Gebiet erschloß sich dem
Künstler. Noch heute ist der 84jährige rege in der
Landschaft tätig.
Was der Künstler persönlich mitbrachte, sind rast-
loser Fleiß und eine eigengeprägte Kunstweise. Als
Niederrheiner lag ihm das Geruhsame, Schwere und
auch wieder Gehaltvoll-Lebendige der weiten, offe-
nen Landschaft selbst im Blute. Er sah nicht nur die
Möglichkeiten für die impressionistische Malweise.
Bei ihm schwang zugleich das innere "Wesen der
Landschaft mit. Seine Farbgebung hat stets etwas Ge-
bundenes und damit etwas Gedecktes. Den Bildbau,
der wesentlich das Malerische ausmacht, bestimmt
das Farbige nicht von sich aus. Wie die Musik moti-
visch sich entfaltet, genau so die Bilder Liesegangs.
Ein Herbstabend mit Nebel und schwelendem Feuer
auf dem Felde bezeugt nicht nur das lebensvolle,
farbige Spiel. Alles geht vielmehr ein zu einer vom
Erleben bestimmten Auffassung, die betont das Stim-
mungsmäßige aufzeigt.
Der Grundsatz aller impressionistischen Malweise,
die das „Hier und Jetzt" des Sehens als beherrschend
anerkennt, erfährt so eine höchst persönliche, wir
möchten sagen, betont niederrheinische Prägung.
Mögen andere bei gleicher Ansicht virtuoser in der
Pinselführung gewesen sein, die zurückhaltende Art
unseres Künstlers bringt entschieden mehr vom We-
sen und Wesentlichen der gestalteten Landschaft zum
Klingen. Liesegang ist in erster Linie Maler. Das
Ölbild steht seinem Werk voran. Es sind oft groß-
formatige Werke, die er zu bewältigen wußte. Da-
neben aber pflegt der Künstler die Radierung und
insbesondere die farbige Zeichnung. Letztere halten
oft die ersten unmittelbaren Eindrücke fest, ehe sie
im weiteren Verlauf zu bildmäßiger Durchführung
gelangen. Diese Blätter verraten besonders, in welch
lebendiger Weise der Künstler auf Augenreiz, far-
50