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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Griebitzsch, Herbert: Der Maler Professor Helmut Liesegang
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0084

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Foto Dolf Siebert, Dusseldorf

Helmut Liesegang. Rouen

bige Abstufung und lebendige Entfaltung reagiert.
Thematisch finden wir das gleiche wie im sonstigen
Schaffen. Da sind Stadtansichten: das Große. Stolze
eines in Fernsicht gegebenen Gesamtbildes. Dann
wieder erscheinen prächtige Einblicke in das Ver-
träumte und Stille der altehrwürdigen Städtchen.
Ein Marktplatz liegt in praller Sonne, mächtige
Bäume dämpfen das Licht, während Menschen leben-
dige und weitere farbige Akzente setzen. Nicht zu-
fällig fühlt sich der Künstler, der in Düsseldorf sei-
nen Wohnsitz hat, von diesen schönen alten Städten
angezogen. Hier findet er von vorneherein, was er
braucht. All diese Städte, mögen sie am Niederrhein,
in Holland oder in Nordfrankreich liegen, haben
von Haus aus ihr besonderes Gepräge. Ihre Archi-
tektur ist abwechslungsreich, schön und kennt auch
wieder geruhsame Strenge.

Diese Vorliebe schließt die Hinwendung zum moder-
nen Leben nicht aus. Bilder aus dem Kölner Rhein-
hafen zeigen die klingende Vielfalt, die sich bietet,
während Atmosphärisches alle Einzelheit wohlig
ummantelt und auch solche Bilder von der roman-
tischen Grundhaltung dieses Schaffens durchdrun-
gen erscheinen läßt. Liesegangs Kunst lebt vom Aug-

eindruck, ihm folgt der Maler. Immer noch gelingt
es ihm, die Fülle des Sichtbaren künstlerisch zu mei-
stern. Zeit und landschaftlich Bedingtes wird dank
der schöpferischen Begabung höchst persönlich ge-
prägt. Weit ist die Spanne im Gegenständlichen.
Stimmung und V echsel der Jahreszeiten erbringen
weiterhin Mannigfaltigkeit. Sein Schaffen, das sich
still, stetig vollzieht, nimmt einen besonderen Platz
innerhalb der deutschen Kunst ein.
In seinen Anfängen galt Liesegang als ein Bahn-
brecher. Heute, wo Naturverbundenheit für die Kunst
wieder entscheidend ist, steht deshalb das Lebens-
werk groß und beachtungsfordernd vor uns. Was
unseren Tagen wieder Devise, was mit anderen
künstlerischen Mitteln von jungen Kräften bewäl-
tigt wird, dafür war Liesegang Pionier. Später, in
schweren Zeiten, ist er seiner Art treu geblieben.
Mit Beharrlichkeit hat dieser Maler für das An-
schauliche im Bild gekämpft. Diese Haltung, in Ver-
bindung mit guter Malerei, macht nicht zuletzt die
Jugend zum Bewunderer dieses Schaffens. Für sie
ist Liesegang tatsächlich: Der Altmeister der nieder-
rheinischen Kunst.

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