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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Schick-Abels, Elisabeth: Ostpreußische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0091

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Alfred Partikel. Ostpreußische Winterlandschaft

Ostpreußische Malerei. Von Elisabeth Schick-Abels

Es würde der Eigenart Ostpreußens insbesondere
nicht entsprechen, wollte man die Maler aus dem
Bereich ostpreußischer Kunst ausschließen, die nicht
in seiner Landschaft geboren sind. Mutter Ostpreu-
ßen, wie der Dichter das schöne Grenzland symboli-
siert, nahm von jeher Blutsströme aus allen Teilen
des Beiches in sich auf, so daß auch die Schaffenden
des Geistes, denen die Landschaft mit ihren Menschen
Anlaß zu künstlerischer Gestaltung wurde, zu ihrem
Bereich gehören. Mögen Landschaft und Menschen
anders zu den autochthonen Ostpreußen sprechen als
zu den Fremden, entscheidend ist, daß der Künstler
aus dem Naturgegebenen heraus seine Seele erfüllt,
daß ein Klang in ihm wach wird, den er mit Form
und Farbe in der Schönheit der Bilder vermittelt.
Königsberg mit seiner Kunstakademie ist die Metro-
pole künstlerischen Schaffens. Aber zu allen Jahres-
zeiten, so oft es Lehrberuf oder Werkvollendung im
Atelier erlaubt, ziehen Maler und Malerinnen, mit
Bucksack und Malgerät ausgerüstet, hinaus ins ost-
preußische Oberland, nach Masuren, an die Ostsee-
küste, in die Memelniederung und ins Zauberland der

Kurischen Nehrung. Manche schlagen, wie auch die
Fremden in der ostpreußischen Malerzunft, den gan-
zen Sommer über ihre Zelte — im buchstäblichen
Sinne — dort auf, scheuen auch den rauhen Winter
auf der Nehrung oder an der Steilküste nicht, um
ihm die Schönheit wilder Stürme über Meer und
Haff, tapferer Fischer, die in Eis und Schnee auf dem
gefrorenen Haff um ihr täglich Brot kämpfen, stiller
Frauen, die am Ufer auf die „überfälligen" Boote
warten, abzugewinnen.

Oft sali ich einen ostpreußischen Meister auf einer
Düne stehen, er rührte sich kaum, sein Malgerät blieb
im Bucksack. Sein Blick war auf das Meer gerichtet,
das mit weiten, wogenden Flächen in der Abend-
sonne brannte, dann wieder in mattem Bosa, in Blau-
grün, in fahlem Grau sich gegen den verhangenen
Horizont verlief. Erst wenn der Abend graue Schleier
herabließ, sah ich ihn langsam ins Fischerdorf keh-
ren. — Einen anderen Ostpreußen kenne ich, der
tage-, wochenlang als Nichtstuer, wie die Leute mei-
nen, am Ufer des Haffs entlangstreift, durch die Wäl-
der, Elchbrüche und Wacholderheiden; er beobachtet

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