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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Schick-Abels, Elisabeth: Ostpreußische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0096

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Karl Eulenstein. Nehrungslandschaff

um Hügel und Koppel. Dünensand und Meereswoge.
In Einem aber ist er der Realist, der mit sicherem
Blick die äußere Erscheinung des Pferdes aufnimmt,
um das Charakterisierende herauszuheben.
Eine Ausstellung, die das Gesamtwerk Eduard Bi-
schoffs zeigte, ermöglichte es. die künstlerische Ent-
wicklung dieses an der Königsberger Akademie täti-
gen Professors zu überschauen. Mit starkem Tem-
perament erlebt, weiß er den Scharm blühender
Frauen und die knospende Anmut von Kindern, her-
anwachsenden Buben und Mädels wiederzugeben.
Kräftig und sprühend vor Lebens- und Arbeitslust
zeigt er Schnitter und Schnitterinnen bei der Einte
im Sonnenglast, darin die Farben der Landschaft glü-
hen. Immer wieder kehrt Professor Bischoff zur Kuri-
schen Nehrung zurück, malt wagemutige Fischer,
in der Gefahr gehärtete Manner, trotzig geworden im
Kampf mit den Elementen, gewinnt immer von neuem
die oft wechselnden Stimmungen des Haffs, die der
Beleuchtung in Tages- und Nachtzeit, im Lauf der
Jahreszeiten, beim Aufruhr des Wassers, seiner un-
endlichen Ruhe und seiner gefrorenen Erstarrung
entsprechen. Den Nehrungswald malt er da. wo das
tragische Geschick der Dünenversandung das geheim-

nisvolle Dickicht treffen wird, und dort, wo forstliche
Betreuung ihn gelichtet hat und wild laufende Pferde
grasen.

Von anziehendem Reiz sind der Ostpreußin Erika
Eisenblätter-Laskowskis Aquarelle, die aus der Hin-
gebung weiblich-seelischer Empfänglichkeit an den
schönen Augenblick, an die allzu rasch verglühenden
farbigen Lichtwunder vor Sonnenuntergang am Him-
mel und auf den Hängen der Wanderdünen zwischen
Meer und Haff entstanden sind. In ihren Ölbildern
aber vermittelt die Künstlerin in architektonisch auf-
gebauter Bildform Klarheit und Ruhe. Die ostpreu-
ßische Landschaft in der Memelniederung oder in
Masuren erzieht dazu, aber auch die intime Heime-
ligkeit des Landes ist mit ins Bild hineingenommen.
Der Gatte der Künstlerin, Gerd Eisenblätter, nährt
stärker noch als diese den Gehalt seiner Bilder aus
der Größe und Klarheit der Landschaft. Den Ein-
druck des Klassischen in seiner Kunst verstärken zu-
weilen formschöne Akte am sonnenbestrahlten Quell
von geheimnisvollem Dunkel hoher Bäume umgeben.
Auch die Farbgebung Eisenblätters ist mehr vom
Stilgefühl, weniger aus naturhafter Realität heraus
bestimmt und ergänzt die Bildform in ihrer Klassi-

Kunst für Alle. Jahrg. 59. Heft 3, Februar 1944 9

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