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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Rave, Paul Ortwin: Caspar David Friedrichs Gartenlaube
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0129

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Caspar David Friedrich

Studienblatt zu nebenstehendem
Gemälde

das von fein gemalten Kletterranken umsponnene
Holzwerk, wo sich die Menschen befinden. Wer will,
kann auch in all dem Sinnbildliches erkennen. Die ge-
dankliche Ausdeutung ist es ja oft, was dieses Roman-
tikers Bilder so unschätzbar macht, gelegentlich, wie
bei unserem Bild, mehr als die Malerei als solche, die
wohl dünn, durchsichtig, zart in der Anlage und Aus-
führung wirkt, aber gerade in den Laubmassen etwas
verworren Getrübtes hat. Aber ist nicht auch das
Trübe und Undurchsichtige Teil des irdischen Lebens,
das Jammertal? Glücklich, wem darüber das Höhere
erscheint, glücklich, wer sich geborgen weiß in der

Laube des Lebens, wenn sie auch noch so einfach ge-
zimmert wurde, und glücklich, dem die Gefährtin
fürs Leben zur Seite bleibt. Indessen sie, die schwache
Frau, sitzt und ruht, steht der Mann aufrecht da, eine
hohe stolze Gestalt, beide einander zugewandt, doch
den Blick in die Ferne gerichtet. Es ist derselbe sitt-
liche Gehalt wie bei den Bildern Friedrichs Mann
und Frau den Mond betrachtend oder Zwei Männer
in Betrachtung des Mondes, und so reiht sich unser
Bildchen, das auf den ersten Blick so bescheiden wirkt,
vollkommen ein in die Meisterwerke des einzigartigen
seltenen Mannes.

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