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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Franke, Hans: Bruno Grosse, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0132

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Bruno Grosse. Chioggia

allein; er malt es auch nicht der Stimmung oder des stände und Stimmungen entwickeln ließen. Es schien

Motivs wegen: er malt, um den schwingenden Ton. fast, als wollte der Maler an diesem typischen Braun

den Zusammenklang vieler Töne in einer Landschaft festhalten, bis weite Reisen nach Paris, Südfrankreich

in einem Vorwurfe zu fassen und zu gestalten. und Italien seine Farben zu schöner flammender

Bei aller Erregtheit der Farben, bei allen schimmern- Lockerung brachten, wobei allerdings die Form sich

den Reizen, die sich finden, herrscht im Kern in geflissentlich ebenfalls lockerte.

Grosses Bildern auf diese Weise eine klare, fast er- Ein weiterer Fortschritt ist nach einer Reise nach

habene Ruhe. Das ist der Beweis dafür, daß ihn die Schweden (1955) zu verzeichnen. Die Farben sind

bewegenden Kräfte im Bilde mehr interessieren als noch heller und lockerer geworden, fast als wolle sich

seine Farbwerte, daß ihn die Dynamik eines Bildes die „Impression" in den Vordergrund drängen: aber

am meisten beschäftigt. Ein inniges Verhältnis zur auch jetzt, mit einer vielfältigeren und volleren Pa-

Natur ist unschwer zu erkennen. Wir fühlen, mit wel- lette, hebt sich der Wille zur dynamischen Eroberung

eher Leidenschaft sich seine Betrachtung auf eine Land- des Vorwurfs deutlich ab.

schaft, auf eine Brücke, auf einen kleinen Hafen zu Ein Bild empfinden wir ja nur dann als gut, wenn

stürzen weiß, aber wir müssen zugestehen, daß ihm sich Form und Inhalt decken. Prinzipien sind nur für

die Übertragung des Elementaren, der Kräfte des das Mittelmaß da; Talent und Persönlichkeit entschei-

Gleichgewichtes, der inneren Ausschwingung und den. Derart entscheiden sie auch gegenüber Grosses

Ausruhung im Bilde ein wichtigerer Auftrag ist. Die Bildern, die über jede Stilbestimmung hinweg eben

Rhythmik der Bildseele ist ihm wesentlich! Stil haben.

Grosse kommt aus dem Münchner Kreis um Zügel. Wir wollen damit sagen, daß der Schwabe Grosse
Das deutet darauf hin, daß er sich die genaue Kennt- (geb. 1892 zu Neu-Ulm; seit Jahren in Weinsberg bei
nis der Feinheit der Farben, die Klugheit im Umgang Heilbronn ansässig) zu jenen schöpferischen Men-
mit Tonwerten angeeignet hat; Hilfskräfte, die selbst sehen gehört, die nichts anderes oder nicht mehr im
einem Meister wie Holzel später von höchstem Werte Bilde darstellen oder wiedergeben wollen als wahre
waren. Aus dieser Münchner Zeit hat Grosse ein Xatur, gesehen durch das eigene schöpferische Lebens-
schweres, dunkles, fast tintiges Braun mitgebracht. gefühl. Lebensgefühl aber ist Sache des Tempera-
das lange Zeit bei seinen Bildern der feste Grund- mentes, der Reaktionsart. der Hingabe an die Schöp-
akkord blieb, aus dem heraus sich herrlich Gegen- fung an sich. Grosse ist ein Mann des Auges, des ra-

Fortsetzung auf Seite 96

Kunst für Alle. Jahrg. 59, Heft 4, April 1944 12

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